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Burnout durch Mobbing und wie eine innerbetriebliche Mediation hier helfen kann

Mit „Burnout“ wird ein Zustand tiefer geistiger, emotionaler und körperlicher Erschöpfung beschrieben.

 

Ausgebrannt sein -BurnoutMenschen, die unter einem Burnout leiden, können sich nicht mehr richtig konzentrieren und machen zahlreiche Fehler. Ihnen fehlt die Energie für ihr Privatleben, sodass ein Burnout sowohl berufliche als auch private Konsequenzen nach sich ziehen kann. Wer unter dem Burnout-Syndrom leidet, ist stark in seinen physischen, psychischen sowie körperlichen Leistungen eingeschränkt und fühlt sich – wie die Übersetzung es schon sagt – einfach „ausgebrannt“.

Umfragen haben ergeben, dass sich jeder zweite Bürger in Deutschland von einem Burnout bedroht fühlt. Mehr als die Hälfte aller Befragten klagt gelegentlich über typische Symptome wie Erschöpfungszustände, innere Anspannung sowie psychosomatische Rückenschmerzen. Fast neun von zehn Befragten empfinden bei ihrer Arbeit negativen Stress. Mehr als die Hälfte grübelt auch nach Feierabend noch über ihre Arbeit nach, steht kontinuierlich unter Anspannung und kann schlecht schlafen. Grund für die Entstehung eines Burnouts ist demnach häufig überfordernder Stress im Beruf, der nicht selten auf Mobbing zurückzuführen ist.

 

Mobbing – Schikane im Beruf

Mobbing im BerufWird ein Mensch während seiner Arbeit ständig von Vorgesetzten, anderen Mitarbeitern oder sogar von einer ganzen Gruppe attackiert und schikaniert, kann von Mobbing gesprochen werden. Die Verbreitung von falschen Gerüchten, die Erteilung schlechter Bewertungen oder aber auch schlicht (sexuelle) Belästigungsversuche über einen längeren Zeitraum gehören zu den klassischen Strategien der „Mobber“. Von Mobbing wird gesprochen, wenn sich die Angriffe über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten ziehen, was im Übrigen auch genau der Zeitraum ist, nach dem sich ein Burnout bemerkbar macht. Nach Statistiken fühlte sich in Deutschland bereits jeder achte Arbeitnehmer schon einmal gemobbt. In der Regel suchen sich betroffene Angestellte aus Furcht vor einer Kündigung jedoch keine Hilfe. Im Gegenteil; sie versuchen, die Situation auszusitzen, Distanz aufzubauen und werden dennoch weiterhin gemobbt, was auf Dauer ohne Umwege in den Burnout führt.

Besonders gefährdet sind Menschen, die generell mit Selbstwertproblemen belastet sind, überall übermäßigen Ehrgeiz zeigen, Konflikten aus dem Weg gehen und nicht „Nein“ sagen können. Sie sind dem oder den Mobbern nicht generell unterlegen, rutschen jedoch eindeutig schneller in die Opferrolle.

 

Im Kopf des Mobbers

Mobber suchen sich Opfer, von denen sie sich eigentlich eingeschüchtert oder beruflich bedroht fühlen. Das Denken, dass sie nämlich selbst unterlegen sind, erweckt ein Minderwertigkeitsgefühl. Mobber fühlen sich benachteiligt, in ihrer Position verdrängt und empfinden Neid. Sie sind – genau wie ihre Opfer - wenig konfliktfähig, was die Situation schnell eskalieren lässt.
Während das Mobbingopfer Konflikte lieber vermeidet und gar nicht weiß, was es „angestellt“ haben soll, greift der Mobber zu unfairen Mitteln und steigert sich in die – für ihn selbst im Nachhinein oft nicht mehr erklärbare – Situation hinein. So entsteht ein Teufelskreis, der für das Mobbingopfer letztendlich auch die Gesundheit belastet.

 

Wege aus dem Mobbing

Wer sich freiwillig in die Unterwürfigkeit und damit die Opferrolle begibt, gibt seinem Gegenüber einen Freifahrtschein für Mobbing. Ignoranz hilft jedoch auch nicht weiter, weil sie die Kreativität des Mobbers nur noch fördert und folglich gemeinere Attacken herbeiführt.
Den „richtigen“ Weg aus dem Mobbing gibt es nicht. Eine funktionierende Methode hängt immer vom individuellen Konflikt ab. Wer sich jedoch schon früh Gedanken über den Konflikt macht und seine eigenen Verhaltensweisen kritisch hinterfragt, hat gute Chancen, die Situation noch zu retten.
Hilfreich kann es sein, sich objektive Meinungen von Freunden oder Bekannten einzuholen und dann aktiv in den Konflikt zu gehen. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ sollten Mobbingopfer ein faires und konstruktives Gespräch mit dem Mobber suchen. Allein der Mut hierfür und die Tatsache, dass sich das Mobbingopfer detailliert mit dem Konflikt beschäftigt hat, kann den Mobber verunsichern. Dies, zumal Mobbing und dessen Konsequenzen auch rechtlich von Belang sein können.

 

Hilfe durch das Gesetz

Zunächst hat jeder Arbeitnehmer gemäß § 84 I Betriebsverfassungsgesetz ein Beschwerderecht. Bei Einreichung einer Beschwerde, wird der Arbeitgeber verantwortlich gemacht. Er muss sich um den Sachverhalt kümmern und kann durch Versetzungen, Abmahnungen oder Kündigungen reagieren. Gemäß § 85 I Betriebsverfassungsgesetz kommt auch eine Beschwerde beim Betriebsrat in Betracht. Zusätzlich steht Mobbingopfern arbeitsrechtlich auch der Klageweg frei, um den Arbeitgeber zu seiner Fürsorgepflicht zu zwingen. Allein die Androhung dieser Schritte kann sehr effektiv sein, den Konflikt mit dem Mobber dauerhaft zu beenden.

 

Mit Mediation gegen Mobbing

Reagieren Management oder Betriebsrat auf eine Beschwerde, kann vielleicht eine Problemverschiebung herbeigeführt werden. Gleiches gilt für die gerichtliche Klärung, die den Konflikt lediglich oberflächlich behandelt. Die Wurzel allen Übels wird hierdurch jedoch nicht beseitigt.
Eine echte Win-Win-Situation kann bei Mobbing im Unternehmen jedoch durch die Mediation entstehen, die das soziale Verhalten analysiert und Probleme in ihrem Kern begreift. Grundvoraussetzung für eine Mediation ist jedoch die freiwillige Teilnahme aller Beteiligten und der Wille, den Konflikt eigenverantwortlich und einvernehmlich zu beseitigen. Und da liegt beim Mobbing der Casus knacksus, weil sich in diesen Situationen häufig eine eingeschworene Gruppe gegen einen Einzelnen eingeschworen hat. Hier kann der Mediator zunächst mit Einzelgesprächen vorarbeiten. Bringt er dadurch alle Beteiligten an einen Tisch und führt durch die lösungsorientierte Konfliktklärung, profitieren alle Beteiligten auf lange Sicht. Durch die Mediation wird ein Entwicklungsprozess angetrieben, die kommunikative Kompetenz aller Mitarbeiter zu verbessern, wovon das Unternehmen nur profitieren kann.
Gelingt eine Konfliktlösung durch die innerbetriebliche Mediation, wird automatisch die Gruppendynamik gestärkt. Gerade Mobbing frisst bei allen Beteiligten viel Kraft und senkt die Leistung. Wer sich ständig streitet und sich Gedanken über weitere Attacken macht, hat ganz einfach weniger Zeit für seine Arbeit. Mediation kann jedoch schnell, wirksam, unbürokratisch und kostengünstig aus der Mobbingspirale führen und das Arbeitsklima verbessern. Nicht zuletzt ist dies auch der Grund, warum immer mehr Rechtsschutzversicherungen die Mediationskosten übernehmen, da sie sich sowohl über Mediationserfolge als auch über potenzielle Folgekosten bei strittigen Gerichtsverfahren bewusst sind.

 

Mediation bei MobbingEin Beispiel aus der Mediationspraxis

Ein kleiner Malerbetrieb stellt einen neuen und sehr gut ausgebildeten Maler ein. Der neue Kollege erhält über Monate bei dem alteingesessenen Team keine Chance und wird ausgegrenzt. Er wurde wegen seiner Körpergröße oder seiner Kleidung verspottet und in der Mittagspause von allen anderen Mitarbeitern ignoriert. Als der neue Malergeselle seinem Chef davon berichtete, war dieser sehr überrascht. Er hat sein Team bisher immer als kollegial empfunden und brachte seine Mitarbeiter dazu, an einer Mediation teilzunehmen.

Der Mediator führte vorweg mit jedem einzelnen Mitarbeiter ein Einzelgespräch. Die Quintessenz daraus war, dass sich die alteingesessenen Mitarbeiter wegen der unsicheren Wirtschaftslage davor fürchteten, dass Kündigungen ausgesprochen werden könnten. Da der neue Mitarbeiter über gute Qualifikationen verfügt und somit Konkurrenz darstellt, brach Unmut über seine Einstellung herein.

Während der Mediation wurde sowohl der Konflikt selbst als auch die damit einhergehenden Emotionen thematisiert. Durch eine gezielte Gesprächsführung erzeugte der Mediator einen anderen Blickwinkel und sorgte dafür, dass untereinander mehr Verständnis für alle Belange der Mitarbeiter aufgebracht werden konnten. So wurde nicht nur der Mobbingkonflikt geklärt, sondern auch die Kommunikation innerhalb des Unternehmens zwischen Chefetage und Team nachhaltig optimiert.

Die Mediation hat in diesem Fall nicht nur das Problem „Mobbing“ - und damit auch das Risiko von Burnout-Erkrankungen - dauerhaft gelöst, sondern für zusätzliche Motivation gesorgt, die den Malerbetrieb dabei bestärkte, gemeinsam die Zeit der eher unsicheren Auftragslage unbeschadet zu überwinden. Durch die Mediation konnten letztendlich mehr als „zwei Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen werden.

 

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