Bei der narrativen Mediation handelt es sich um eine Mitte der 80er Jahre in Australien entwickelte Mediationsart, die als eine Art Geschichten-Erzähl-Prozess betrachtet werden kann. Wenn Konfliktparteien in der narrativen Mediation ihre „Geschichte“ erzählen, lässt dies auch logische und kausale Rückschlüsse auf die Beteiligten, ihre Handlungen und ihre Verbindungen zu. Dies dient als Basis bei der Suche nach einer Konfliktlösung.
Die narrative Mediation baut auf Erzählmetaphern, damit die Konfliktbeteiligten die Möglichkeit erhalten, ihre eigenen sowie wechselseitigen Konflikte zu verstehen und Lösungen zu finden. Eine weitere Besonderheit des narrativen Ansatzes ist der tiefgreifende und therapeutische Stil der Mediation, der sich vom Verhandlungsstil anderer Mediationsarten abhebt. Die narrative Mediation strebt danach, menschlich auf die Parteien einzuwirken, den Umgang mit dem Konflikt zu fördern und gemeinsam nach einer Konfliktlösung zu suchen. Aus diesem Grunde weicht auch der Ablauf einer narrativen Mediation leicht von den anderen Mediationsarten ab:
Engagement – Geschichtenerzählung – Alternativ-Geschichte als Lösung
In der narrativen Mediation durchlaufen die Parteien drei Phasen: Sie müssen ihr freiwilliges Handeln versichern, wechselseitig ihre den Konflikt betreffenden Geschichten erzählen und eine alternative Geschichte als Konfliktlösung erarbeiten. Auf diese Phasen, die nicht vollständig oder in Reihenfolge erfolgen müssen, kann sich der Mediator einstellen und sie durch Zuhören und Nachfragen beeinflussen. Er „rüttelt“ an Denkweisen, erzählt andere und für den Konflikt relevante Geschichten und verleiht den Parteien Raum für Alternativen. Anhand dieser alternativen Betrachtung von Geschichten können die Konfliktparteien nach bevorzugten Optionen suchen, aus denen später eine neue gemeinsame Geschichte außerhalb der bislang etablierten Denkweise generiert wird.
In der narrativen Mediation nutzt der Mediator bestimmte Kommunikationsinstrumente und Strategien, um Konfliktinteraktionen zu erreichen. Gleichzeitig bietet die narrative Mediation den Konfliktparteien auch die Möglichkeit zu überlegen, wie ihre Beziehung gestaltet werden soll und was dafür erforderlich ist. Auch hier obliegt den Parteien selbst die dafür erforderliche Kommunikation. Haben Konfliktparteien einmal eine narrative Mediation durchlaufen, hat dies häufig einen positiven Einfluss auf Beziehungen und den Umgang mit zukünftigen Konfliktsituationen.
Mensch und Konflikt getrennt
Der Schwerpunkt der narrativen Mediation liegt auf dem Verständnis, dass die Konflikte von den Parteien getrennt betrachtet werden. So kann eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Konfliktparteien entstehen, die sich darüber einig sind, dass sich die Vergangenheit auf die Gegenwart ausgewirkt hat. Und da keine der beiden Parteien in dieser Form mit der Gegenwart einverstanden sind, entsteht der Raum für eine gemeinsame Konfliktlösung für die Zukunft.
Hinweis:
Ich bin für diese Art der Mediation nicht ausgebildet und biete die Erzählmediation daher auch nicht an.