Eine systemische Mediation wird in der Regel in fünf Phasen durchgeführt:
1. Arbeitsbündnis
Was benötigt der Mediator von den Konfliktparteien und andersherum, um eine vernünftige Mediationsverhandlung zu führen?
2. Bestandsaufnahme und Themensammlung
Was wird an Fakten, Informationen, Daten und Unterlagen benötigt, um den Konflikt genau zu bezeichnen und darüber verhandeln zu können?
Schon jetzt kann sich der Mediator einen Überblick über die Konfliktparteien verschaffen. Er prüft, inwieweit sie emotional belastet sind und in welcher wechselseitigen Verbindung sie zueinander stehen. Oftmals beherrscht ein Konflikt den Menschen, was es zu durchbrechen gilt. Die menschliche Verbindung soll im Laufe der Mediation wieder hergestellt werden, damit ein wechselseitiges empathisches Verständnis entstehen kann. Hierfür kann es notwendig sein, auf alte Muster aus Glauben, Kindheit, Strategien und Konflikte einzugehen, die durch Kommunikationstechniken aufgelöst werden müssen.
3. Bedürfnisse und Sichtweisen
- Was ist geschehen?
- Wie wurde der Konflikt erlebt?
- Was wird gewünscht, gebraucht oder erbeten?
Streiten kann jeder, aber Verhandeln muss erlernt werden. Hinter der Interaktion der Parteien liegt häufig ein bestimmtes Konfliktmuster. Parteien streiten defensiv oder offensiv, weshalb der Mediator nach den Bedürfnissen und Anliegen der Beteiligten fragt. Diese Informationen greift er auf, um den Zwang zum Streiten zu unterbrechen.
Im Anschluss erklärt der Mediator die Prinzipien der systemischen Mediation, nämlich
- Mediation ist immer freiwillig.
- Die Konfliktparteien sind immer gleichberechtigt.
- Der Mediator ist immer unparteilich, neutral und der Verschwiegenheit verpflichtet.
- Erörterung der rechtlichen Tragweite der Mediation.
Nach den Informationen über die Rahmenbedingungen der systemischen Mediation erhalten die Konfliktparteien Gelegenheit, ihre Sichtweisen und ihren Standpunkt darzustellen. Der Mediator nutzt wiederum Kommunikationstechniken, um die Sichtweisen der Parteien zu verändern und Perspektivwechsel zuzulassen.
4. Sammlung von Optionen
Erarbeitung der priorisierten Konfliktlösung und deren Bewertung
Bei der Mediationsverhandlung unterstützt der Mediator die Parteien bei der Suche nach einem gemeinsamen Bedürfnis. Ein Bedürfnis ist das, was im Beruf oder im Leben zwei Parteien zusammenführt. Zu den typischen Bedürfnissen gehören Verbindungen oder Wachstum, deren Erfüllung strategisch angegangen wird. Und genau hier steckt das größte Konfliktpotenzial: Die Bedürfnisse der Menschen sich gleich. Wie sie jedoch versuchen, sich ihre Bedürfnisse zu erfüllen, unterscheidet sie voneinander. Hier muss der Mediator also zunächst zwischen Bedürfnis und Strategie unterscheiden, um zum Ursprungs-Bedürfnis zurückkehren zu können. An diesem Wendepunkt erkennen die Konfliktparteien, dass über Bedürfnisse nicht verhandelt werden kann, aber über Strategien. Ist dieser Erkenntnisprozess erfolgt, steht einer gegenseitigen Unterstützung der Parteien – und damit der Konfliktlösung - nichts mehr im Weg.
5. Konfliktlösung und Vereinbarung
Verhandlung bis zur für alle Parteien optimalen Lösung und deren Vereinbarung
Das „mehr“ in der systemischen Mediation
Die systemische Mediation bietet die Besonderheit, dass sie sich auch um die hinter dem Konflikt liegenden Beziehungs- und Kommunikationsmuster kümmert. Falls nötig werden auch noch tiefer liegende Biografie- und Kindheitsmuster hinterfragt, weshalb das Mediationsverfahren fast an systemische Therapie grenzt.