Auf der Suche nach Unterstützung und Hilfe bei einem Konflikt stellen sich Interessenten immer wieder die Frage, welche Konfliktlösungsmethode für sie persönlich infrage kommt. Sehr häufig fallen dabei die Begriffe Mediation und Moderation, weshalb Gemeinsamkeiten und Unterschiede an dieser Stelle zur Entscheidungsfindung erläutert werden sollen. Begrifflich bedeutet Mediation „Vermittlung“, während Moderation für „lenken, steuern und mäßigen“ steht. Allerdings steckt hinter einer Mediation so viel mehr, was zum Beispiel die emotionale Seite eines Konflikts betrifft:
Konflikte beinhalten immer einen Beziehungsaspekt, der mit negativen Emotionen zwischen den Konfliktparteien einhergeht. Eine andere Seite des Konflikts ist immer der Sachaspekt, der ein ungelöstes Problem und damit den eigentlichen Interessenskonflikt beinhaltet. Ein Konflikt hat also immer eine emotionale und eine sachliche Ebene.
Moderation = sachlich – Mediation = emotional und sachlich
Besteht zwischen den Konfliktparteien jedoch keine besonders emotionale Beziehung und beschränkt sich der Konflikt lediglich auf den sachlichen Interessenskonflikt, könnte eine unparteiliche Moderation vielleicht ausreichen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Bei einer Moderation werden die Interessen der Parteien hinter den Positionen herausgearbeitet, um eine kreative Lösung erarbeiten zu können. Dass es während einer Moderation auch zu Stresssituationen mit emotionalen Ausbrüchen kommen kann, ist normal und kann durch einen geschickten Moderationsverlauf durchaus abgefangen werden.
Komplizierter wird es, wenn die Konfliktparteien bereits mit Ablehnung und starken, negativen Gefühlen gegenüber dem jeweils anderen an den Verhandlungstisch kommen. Diese Emotionen resultieren in der Regel aus den Erfahrungen, die die Parteien im Vorhinein miteinander gemacht haben. Häufig haben die Parteien zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Versuche unternommen, zu einer Lösung zu gelangen und sind gescheitert. Sie haben Eskalationen erfahren, sich gegenseitig verletzt und leiden unter dem Gefühl, unfair behandelt worden zu sein. Diese Erfahrungen untergraben naturgemäß die Kooperationsbereitschaft und lassen Übereinkünfte, selbst dann, wenn es scheinbar einfache Lösungen gibt, in weite Ferne rücken. Keine Konfliktpartei wird der anderen zu diesem Zeitpunkt eine zur Schau gestellte wohlmeinende Absicht abnehmen. Im Gegenteil erwarten beide Parteien voneinander eine glaubwürdige Entschuldigung, der entsprechende Taten folgen. Die emotionale Beziehung zwischen den Parteien ist damit derart gestört, dass jegliches Vorankommen auf der Sachebene blockiert wird.
Genau an dieser Stelle setzt im Gegensatz zur Moderation die Mediation an: Bei der Mediation wird die Vorgeschichte mit den negativen Gefühlen und dem gegenseitigen Misstrauen thematisiert. Die Hintergründe werden in der Mediation ausgeleuchtet und die gegenseitigen Verletzungen anerkannt. Der Mediator nutzt spezielle Kommunikationstechniken, um die jeweiligen Handlungen der Parteien zu interpretieren, bewusst zu machen und zu überprüfen. So werden Missverständnisse aufgedeckt sowie nicht erfüllte Bedürfnisse und Erwartungen analysiert. In der Mediation wird also bewusst daran gearbeitet, dass die Konfliktparteien wieder ein gewisses Verständnis für das Verhalten und die Emotionen der jeweils anderen Partei entwickeln. Sie sollen „verstehen“, aber nicht zwingend „gutheißen“. Durch die wechselseitige Auflockerung auf emotionaler Basis wird eine Situation geschaffen, in der beide Parteien wieder bereit sind, sich an einer konstruktiven Lösungsfindung zu beteiligen. Jetzt beginnt der moderative Ansatz in der Mediation, der sich auf sachlicher Ebene eingliedert. Ganz grob erklärt ist die Mediation eine Kombination aus Moderation nach erfolgter Beziehungsklärung.
Gemeinsamkeiten von Moderation und Mediation
Sowohl Moderatoren als auch Mediatoren ergreifen bei den Verhandlungsgesprächen niemals Partei. Ganz im Gegenteil sind beide neutral und versuchen, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Der Mediator und auch der Moderator haben nicht das Erreichen einer bestimmten Konfliktlösung zum Ziel, sondern beschäftigen sich damit, den Lösungsprozess zu sichern. Sowohl von einem Moderator als auch von einem Mediator wird es keine wertenden Kommentare geben, da sie sich mit ihrer persönlichen Meinung zurückhalten. Diese Fähigkeit erfordert bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und eine fundierte Ausbildung.
Unterschiede zwischen Moderation und Mediation
Ein Moderator wird dann eingesetzt, wenn die Konfliktparteien noch vernünftig miteinander reden können. In der Moderation setzt der Moderator dann spezielle Kommunikationstechniken ein, die den Lösungsprozess strukturieren und steuern. Der Mediator wird hingegen dann benötigt, wenn der Konflikt festgefahren ist und die Parteien nicht mehr miteinander sprechen möchten. Die Mediation hat dann zunächst die Aufgabe, diese emotionalen Belastungen, Verspannungen und Vorurteile zu lösen. Erst dann kann der Mediator durch seine Kommunikationstechniken an der sachlichen und technischen Ebene des Konflikts arbeiten.
Mediator |
Moderator |
Haben Verständnis für Gefühle, Bedürfnisse und Anliegen aller Parteien (Allparteilichkeit) |
Stehen für Gleichheit, Gerechtigkeit und Fairness |
Können rechtlich verbindliche Vereinbarungen treffen |
Sorgen für eine klare, strukturierte und verständliche Kommunikation |
Arbeiten Emotionen, Bedürfnisse und Interessen klar heraus |
Etablieren gute Dialoge zwischen den Parteien |
Strukturieren komplexe Konfliktsituationen |
Trennen Positionen und klären Sichtweisen |
Fragen gezielt, auch betroffene Dritte |
Entpolarisieren festgefahrene Positionen |
Decken die Tiefenstrukturen von Konflikten auf |
Loten Kompromisslösungen aus |
Erweitern die Blickwinkel bei allen Parteien |
Unterstützen bei der Suche nach kreativen Lösungen |
Unterstützen die Suche nach Lösungsoptionen |
|
Unterbinden Manipulationen |
Der Mediator vertraut darauf, dass die Konfliktparteien im Laufe der Mediation durch die Intervention des Mediators in der Lage sind, selbst Lösungen zu erarbeiten und leitet sie hierbei strukturiert durch den Prozess. Der Mediator ist bemüht, einen für alle Seite akzeptablen Kompromiss zu finden, der den Interessen aller Parteien Rechnung trägt und insbesondere eine weitere Koexistenz ermöglicht. Die Mediation ist demnach auch auf die Zukunft ausgerichtet, in der sich die Parteien im Idealfall wieder annähern können. Eine Mediation ist dann das Mittel der Wahl, wenn der Konflikt bereits in einem hohen Maße eskaliert ist. Dies bedeutet, dass die Konfliktparteien nicht in der Lage sind, ihre Konflikte in direkter Begegnung kooperativ zu lösen. Auf Basis des Phasenmodells des Konflikts handelt es sich dabei um Konflikte in den Eskalationsstufen 5 bis 7. Dem gegenüber wird eine Moderation empfohlen, wenn sich der eher sachliche Konflikt in den Eskalationsstufen 1 bis 3 befindet.