Mediationsarten

Ablauf einer Mediation nach dem Harvard Konzept

Mediation nach dem Harvard Konzept ist ein strukturiertes Verfahren zur Konfliktlösung, das eine neutrale dritte Person, den Mediator, einbezieht. Ziel ist eine Win-Win-Situation für beide Konfliktparteien. Das an der Harvard Law School entwickelte Konzept basiert auf dem Buch "Getting to Yes" und zielt darauf ab, Interessen und Bedürfnisse beider Seiten zu berücksichtigen.

Es gibt vier Grundprinzipien:
Die Trennung von Personen und Problemen, die Fokussierung auf Interessen statt auf Positionen, die Entwicklung von Optionen für beiderseitigen Nutzen und die Nutzung objektiver Kriterien für eine faire Lösung. Diese Prinzipien helfen dabei, Konflikte konstruktiv zu lösen.

Eine Mediation läuft in fünf Phasen ab:
Vorbereitung, Klärung der Ausgangssituation, Entwicklung von Optionen, Bewertung der Optionen und Abschlussvereinbarung.

Die Mediation nach dem Harvard Konzept bietet viele Vorteile:
Sie ist schneller und kostengünstiger als ein Gerichtsverfahren, erhält die Beziehung zwischen den Parteien, ermöglicht eigenverantwortliche Lösungsfindung, fördert kreative Lösungen und gewährleistet Vertraulichkeit.

 

Vorbereitung der Verhandlung

Der erste Schritt in Richtung Harvard Verhandlung ist die Überprüfung, ob eigentlich eine Konfliktsituation vorliegt und ob die Konfliktparteien überhaupt zu einer Verhandlung bereit sind. Der Mediator fragt in Vorhinein, ob auf beiden Seiten Handlungsspielraum besteht und welche Alternativen infrage kommen. Er prüft die Erfolgschancen, um im Anschluss gemeinsam mit den Parteien das sogenannte „BATNA“ (Best Alternative to a Negotiated Agreement), also die beste Alternative im Falle einer Verhandlung ohne Einigkeit, zu erstellen.

Die Ausarbeitung des BATNA lässt beide Parteien tiefer in die Konfliktthematik eintauchen. Dank dieser Informationen stärken sie sich selbst in ihrer Verhandlungsposition und können sich Gedanken darüber machen, ob sie verhandeln möchten oder lieber aus der Verhandlung aussteigen. Für alle Konfliktbeteiligten macht es Sinn, durch das BATNA eine Alternative zu haben, falls die Verhandlungen scheitern.

 

Die vier Harvard-Prinzipien

Der weitere Verlauf einer Mediation nach dem Harvard Konzept richtet sich nach den vier Grundprinzipien der Verhandlungsmethode:

1. Mensch vom Problem trennen

Ein wichtiges Prinzip des Harvard Konzepts ist die Trennung der Personen der Konfliktverhandlung vom eigentlichen Verhandlungsproblem. Diesem Grundsatz liegt eine etablierte Kommunikationstechnik zugrunde – das Eisbergmodell. Nach dem Eisbergmodell wird die Kommunikation einerseits in eine Sachebene mit neutralen Fakten und Daten sowie andererseits in eine Beziehungsebene mit Wünschen, Gefühlen und Bedürfnissen unterteilt.

In der Kommunikation spielt die Beziehungsebene eine größere Rolle, als oft angenommen wird. Die Beziehung zwischen den Verhandlungspartnern wirkt sich nämlich auch auf die Verhandlungssituation aus. Und da es bei Verhandlungen nach dem Harvard Konzept besonders wichtig ist, dass beide Ebenen getrennt voneinander betrachtet werden und die Einflüsse der emotionalen Ebene die sachliche Lage nicht betreffen, werden die Verhandlungen nach folgendem Schema geführt:

  • Zusammenstellen aller Themen, Fragen und Informationen auf der Sachebene
  • Zusammenstellen von zu erwartenden Problemen auf der Beziehungsebene
  • Erarbeiten von Lösungswegen auf beiden Ebenen

2. Bedürfnisse, Interessen und Wünsche ermitteln

Konfliktparteien nehmen in der Regel Positionen ein, die jedoch nach dem Harvard Konzept in den Hintergrund treten. In den Vordergrund treten die eigentlichen Interessen, Bedürfnisse und Wünsche.

An dieser Stelle wird immer wieder das Beispiel mit der Orange erwähnt:

Zwei Geschwister bitten ihren Vater um die eine Orange in der Obstschale. Der Vater könnte nun die Orange hälftig teilen und jedem Kind eine Hälfte überreichen, was einem klassischen Kompromiss gleichkommen würde. Der Vater fragt jedoch beide Kinder nach dem Grund, wofür sie die Orange benötigen. Während sich das eine Kind einen Saft daraus pressen möchte, will das andere Kind einen Kuchen backen, wofür es lediglich etwas Orangenschale benötigt. Die eigentlichen Interessen der Kinder bezogen sich also nur auf unterschiedliche Teile der Frucht und durch die Frage des Vaters konnte eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung (Win-Win) gefunden werden.

3. Entwicklung von Optionen

Wie das Beispiel mit der Orange demonstriert, muss zur Erreichung einer Win-Win-Situation nach Lösungsalternativen gesucht werden. Können mehrere Alternativen erarbeitet werden, haben beide Parteien später die Auswahl, welche Option für beide Seiten optimal ist.

4. Festlegung fairer Kriterien

Um ein Verhandlungsergebnis beurteilen zu können, werden faire und nachvollziehbare Kriterien benötigt. Diese Kriterien sollen verdeutlichen, warum welche Lösungsoption gewählt worden ist und warum sie für beide Parteien die richtige Option ist.

Die Fairness eines Verhandlungsergebnisses kann sich durch folgende Punkte äußern:

  • Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften und Regelungen
  • Ergebnis entspricht einem Präzedenzfall
  • Ergebnis ist branchenüblich
  • Ergebnis entspricht den Qualitätsstandards

 

Das gilt es zu vermeiden

Auch Verhandlungen nach dem Harvard Konzept werden nur von Menschen geführt. Beziehungen und Emotionen machen es schwer, sich auf die Positionen zu fokussieren und alles andere auszublenden. Deshalb gelten oft grundsätzliche Kommunikationsregeln, auch wenn sie eigentlich selbstverständlich sein sollten:

  • Es dürfen keine „faulen Tricks“ angewendet werden
  • Die Verhandlungsparteien dürfen sich gegenseitig nicht unter Druck setzen
  • Missstimmungen müssen sofort angesprochen werden
  • Verhandlungsgespräche werden immer in einem sachlichen Tonfall geführt

 

Häufige Fragen kurz erklärt

Die häufigsten Fragen zur Mediation nach dem Harvard Konzept sind:

Was ist das Harvard Konzept und wie unterscheidet es sich von anderen Mediationsansätzen?
Das Harvard Konzept ist ein von Fisher und Ury entwickeltes Verhandlungsmodell, das auf die Interessen und Bedürfnisse der Parteien anstatt auf ihre Positionen fokussiert.

Wie läuft eine Mediation nach dem Harvard Konzept ab?
Das Harvard Konzept der Mediation basiert auf Fairness und Selbstbestimmung und umfasst das Festlegen von Regeln sowie das Identifizieren von Interessen der Konfliktparteien, woraufhin zusammen nach Lösungen gesucht wird.

Wie lange dauert eine Mediation nach dem Harvard Konzept?
Die Länge einer Mediation nach dem Harvard Konzept variiert je nach Konfliktkomplexität, Parteienanzahl und Kooperationsbereitschaft, dauert aber meist zwischen 2 und 6 Stunden.

Was sind die Vorteile einer Mediation nach dem Harvard Konzept?
Das Harvard Konzept ermöglicht es den Streitparteien, durch Mediation eigenständige Lösungen zu entwickeln, die ihren Interessen entsprechen, und ist dabei schneller, günstiger und weniger streitbefangen als ein Gerichtsverfahren.

Gibt es auch Nachteile bei der Anwendung des Harvard Konzepts?
Das Harvard Konzept bietet keine Erfolgsgarantie bei der Konfliktlösung und setzt die aktive Mitarbeit der Parteien voraus. Es kann ungeeignet sein, wenn eine Partei nicht kompromissbereit ist oder die Verhandlungen nicht auf gleicher Augenhöhe stattfinden.

Welche Rolle hat der Mediator bei einer Mediation nach dem Harvard Konzept?
Ein Mediator ist eine neutrale Person, die bei der Mediation unterstützt, indem sie die Kommunikation zwischen den Streitparteien fördert und ihnen hilft, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Ist das Harvard Konzept auch für komplexe Konflikte geeignet?
Das Harvard Konzept ist auch für komplexe und eskalierte Konflikte geeignet, da es auf die Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten eingeht und so zur Lösung beiträgt.

Kann das Harvard Konzept auch in anderen Bereichen als der Konfliktlösung angewendet werden?
Die Prinzipien des Harvard Konzepts sind universell anwendbar und können in Bereichen wie Business und Politik genutzt werden, um effektive Verhandlungen zu führen und beidseitig vorteilhafte Lösungen zu finden.

 

Zusammenfassung

Harvard-MediationDie Harvard-Mediation ist ein strukturiertes Konfliktlösungsverfahren, das eine neutrale dritte Person, den Mediator, einbindet und eine Win-Win-Situation für die Konfliktparteien anstrebt. Sie basiert auf vier Grundprinzipien: die Trennung von Personen und Problemen, Fokussierung auf Interessen statt Positionen, Entwicklung von Optionen für beiderseitigen Nutzen und die Nutzung objektiver Kriterien. Das Verfahren umfasst fünf Phasen, von der Vorbereitung bis zur Abschlussvereinbarung. Vorteile sind u.a. Schnelligkeit, Kosteneffizienz und Erhalt der Beziehung zwischen den Parteien. In der Vorbereitung wird untersucht, ob eine Verhandlungsbereitschaft besteht, und es wird das "BATNA", die beste Alternative bei ausbleibender Einigung, ermittelt. Das Konzept ist auch für komplexe Konflikte geeignet und universell anwendbar.

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