Der Begriff Mediation leitet sich vom lateinischen Wort "mediare" ab, was übersetzt so viel wie "vermitteln" bedeutet. Und genau das ist die Hauptaufgabe des Mediators: Er vermittelt zwischen den Konfliktparteien und unterstützt sie dabei, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Dabei ist der Mediator jedoch keine Schiedsperson, die eine Entscheidung trifft, sondern er begleitet die Parteien lediglich in ihrem Entscheidungsprozess.
Im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren, bei dem ein Richter eine Entscheidung trifft, haben die Parteien in der Mediation die Möglichkeit, selbst aktiv an der Lösungsfindung teilzunehmen. Sie werden ermutigt, ihre Bedürfnisse und Interessen offen zu kommunizieren und gemeinsam mit dem Mediator nach einer Lösung zu suchen, die für beide Seiten akzeptabel ist. Dadurch wird die Eigenverantwortung der Konfliktparteien gestärkt und die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Konfliktlösung erhöht.
Geschichte der Mediation
Die Ursprünge der Mediation lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen, wo sie bereits bei den Griechen und Römern als Mittel zur Konfliktlösung eingesetzt wurde. In der modernen Form wurde die Mediation jedoch erst in den 1970er Jahren von dem amerikanischen Psychologen Carl Rogers und dem Rechtsanwalt Gary Friedman entwickelt. Seitdem hat sich die Mediation als eigenständige Methode der Konfliktlösung etabliert und wird weltweit in verschiedenen Bereichen angewendet.
Ablauf einer Mediation
Eine Mediation verläuft in der Regel in mehreren Phasen, die je nach Konflikt und Parteien individuell gestaltet werden können. Im Folgenden werden die wichtigsten Schritte eines Mediationsverfahrens erläutert:
- Vorbereitung
In einem ersten Gespräch mit dem Mediator werden die Rahmenbedingungen und der Ablauf der Mediation geklärt. Auch die Kosten und die Rolle des Mediators werden besprochen.
- Konfliktschilderung
In dieser Phase haben beide Parteien die Möglichkeit, ihre Sichtweise des Konflikts darzulegen und ihre Bedürfnisse und Interessen zu äußern.
- Themensammlung
Gemeinsam mit dem Mediator werden die Themen gesammelt, die im Konflikt eine Rolle spielen und die gelöst werden müssen.
- Lösungssuche
In dieser Phase werden verschiedene Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und diskutiert. Der Mediator unterstützt die Parteien dabei, Kompromisse zu finden und gemeinsam eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu erarbeiten.
- Vereinbarung
Wenn eine Lösung gefunden wurde, wird diese in einer schriftlichen Vereinbarung festgehalten, die von beiden Parteien unterzeichnet wird. Diese Vereinbarung ist rechtlich bindend und kann im Zweifelsfall vor Gericht vorgelegt werden.
Vorteile der Mediation
Mediation bietet zahlreiche Vorteile gegenüber einem Gerichtsverfahren. Dazu zählen unter anderem:
- Schnellere Konfliktlösung
Da die Parteien selbst aktiv an der Lösungsfindung beteiligt sind, kann eine Mediation in der Regel schneller abgeschlossen werden als ein Gerichtsverfahren.
- Kostenersparnis
Ein Gerichtsverfahren kann sehr kostspielig sein, da Anwalts- und Gerichtskosten anfallen. In der Mediation entfallen diese Kosten in der Regel, da die Parteien direkt miteinander kommunizieren und keine Anwälte benötigt werden.
- Erhalt der Beziehung
In vielen Fällen sind die Konfliktparteien auch in Zukunft auf eine gute Beziehung angewiesen, beispielsweise bei familiären Konflikten oder in Unternehmen. Durch die gemeinsame Lösungsfindung in der Mediation kann die Beziehung zwischen den Parteien erhalten bleiben.
- Vertraulichkeit
Im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren, bei dem die Öffentlichkeit Zugang zu den Informationen hat, bleibt eine Mediation vertraulich. Dadurch können sensible Themen und persönliche Informationen geschützt werden.
Anwendungsbereiche der Mediation
Mediation kann in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, um Konflikte zu lösen. Dazu zählen unter anderem:
- Familienmediation
Bei Konflikten innerhalb von Familien, beispielsweise bei Scheidungen oder Erbstreitigkeiten, kann Mediation helfen, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern nicht dauerhaft belastet.
- Wirtschaftsmediation
In Unternehmen kann es zu Konflikten zwischen Mitarbeitern, Abteilungen oder Geschäftspartnern kommen. Durch Mediation können diese Konflikte gelöst werden, ohne dass die beteiligten Parteien dauerhaft geschädigt werden.
- Schulmediation
Auch in Schulen kann es zu Konflikten zwischen Schülern, Lehrern oder Eltern kommen. Durch Mediation können diese Konflikte frühzeitig und nachhaltig gelöst werden.
- Nachbarschaftsmediation
Bei Streitigkeiten zwischen Nachbarn, beispielsweise wegen Lärmbelästigung oder Grenzstreitigkeiten, kann Mediation helfen, eine einvernehmliche Lösung zu finden und die Beziehung zwischen den Nachbarn zu verbessern.
Zusammenfassung
Mediation ist ein Prozess, bei dem ein neutraler Vermittler den Parteien hilft, selbst eine akzeptable Lösung für ihren Konflikt zu finden, ohne dabei eine Entscheidung vorzugeben. Im Gegensatz zum Gerichtsverfahren sind die Parteien aktiv beteiligt und stärken so ihre Eigenverantwortung, was eine langfristige Lösung wahrscheinlicher macht. Mediation verläuft in Phasen, von der Konfliktschilderung bis zur Lösungssuche und schließlich einer Vereinbarung, die rechtlich bindend sein kann. Sie bietet Vorteile wie Schnelligkeit, Kostenersparnis, Beziehungserhalt und Vertraulichkeit. Mediation wird in Bereichen wie Familienrecht, Wirtschaft, Schule und Nachbarschaft angewandt.