Die integrierte Mediation versteht die Mediationsabläufe als Kognitionsprozess, der Bedingungen und Erkenntnisse beschreibt, auf welche Art sich einvernehmliche Lösungen in einem Konflikt finden lassen. Die integrierte Mediation hat einen eigenen Stil sowie eigene Modelle entwickelt. Sie bezieht alle Methoden der Mediation mit ein und nutzt sie der Situation angepasst. Auch das Wissen, dass jedes Mediationsverfahren anders ist und nicht einfach mit konventionellen Methoden der Konfliktlösung verglichen werden kann, ist ein Leistungsmerkmal der integrierten Mediation, die eine individuelle und flexible Lösungsfindung ermöglicht.
So flexibel sich die integrierte Mediation präsentiert, so individuell ist sie also auch in ihren Abläufen.
Integrierte Mediation – strukturiertes und gleichzeitig strukturierendes Mediationsverfahren
Die integrierte Mediation ist ein Verfahren, das die Konfliktparteien dabei unterstützt, einen Konsens bei einer Streitigkeit selbst herbeizuführen. Das Mediationsverfahren verwendet unterschiedliche Anwendungsformen, Ausgestaltungen und Stile. Als Basis dient das Verständnis, die Mediation als selbstständiges Verfahren der Streitbeilegung zu betrachten. Darüber hinaus sollte die Mediation als psychologische Erkenntnisverfahren wahrgenommen werden, das sich als Ebene für alle anderen Formen und Verfahren der Konfliktbeilegung darstellt.
Alle Mediationsmodelle unterscheiden sich in der Herangehensweise des Mediators. So stehen beispielsweise bei der evaluativen Mediation die Positionen im Vordergrund, während die facilitative Mediation auf die Interessen abzielt und bei der transformativen Mediation wiederum die individuellen Bedürfnisse zählen. Je nach Fokussierung ändert sich auch die Ausrichtung des Mediators und gleichzeitig die von ihm auszuwählenden Interventionen. Um die Konfliktarbeit im Laufe des Mediationsverfahrens an die individuelle Lage und an potenziell geänderte Rahmenbedingungen anzupassen, wird die integrierte Mediation als flexibles Mediationsmodell genutzt.
Die integrierte Mediation ist also nicht nur strukturiert, sondern auch strukturierend, wodurch der Denk- und Erkenntnisprozess bei den Konfliktparteien gesteuert wird. Die Mediationsprinzipien schreiben Bedingungen vor, die einen Kognitionsprozess ermöglichen. Im Hinblick auf diese kognitiven Vorgänge im Mediationsverfahren kann sich auch der Handlungsspielraum des Mediators sowie der Mediationsbereich erweitern. Die integrierte Mediation ist ein vollwertig anerkanntes Mediationsverfahren und unterliegt dem Mediationsgesetz. Sie orientiert sich ebenfalls an den bereits bekannten fünf Mediationsphasen.
Fünf Phasen der Mediation als Strukturrahmen
In den einzelnen Abschnitten der Mediation, nämlich
- Vorbereitung und Arbeitsbündnis
- Themen- und Informationssammlung
- Erklärung und Mitteilung der Interessen
- Auffinden von Optionen und Lösungen
- Einigung, Vereinbarung, Umsetzung
werden Erkenntnisprozesse gefördert und Konfliktlösungen erarbeitet. In nahezu allen Konfliktbeilegungsverfahren sind Teile dieser Phasen enthalten; beispielsweise bei der Moderation, in Gerichtsverfahren oder auch bei Schlichtungen. Durch eine Differenzanalyse in der integrierten Mediation können fehlende Phasen und Prinzipien aufgedeckt und bei Bedarf nachgeholt oder ergänzt werden. Die integrierte Mediation ist demnach ein übergeordnetes Verhandlungskonzept, das auch die Überführung und Integration anderer Verfahren ermöglicht.