Das Appellohr ist eine Kommunikationstechnik, die in der Mediation eingesetzt wird, um das Verständnis und die Empathie zwischen den Konfliktparteien zu fördern. Dabei geht es darum, dass die Parteien lernen, aktiv zuzuhören und die Perspektive des anderen einzunehmen. Der Begriff "Appellohr" stammt vom lateinischen Wort "appellare", was so viel bedeutet wie "ansprechen" oder "anrufen". Es geht also darum, den anderen anzusprechen und seine Sichtweise zu verstehen.
Wie funktioniert das Appellohr?
Das Appellohr besteht aus drei Schritten:
- Zuhören
Zunächst hört der Mediator aufmerksam zu, während eine Partei ihre Sichtweise des Konflikts darlegt. Dabei ist es wichtig, dass der Mediator nicht nur die Worte, sondern auch die Gefühle und Bedürfnisse hinter den Aussagen wahrnimmt.
- Zusammenfassen
Im zweiten Schritt wiederholt der Mediator das Gehörte in eigenen Worten und fragt nach, ob er es richtig verstanden hat. Dies ermöglicht der Partei, ihre Aussagen zu korrigieren oder zu präzisieren.
- Nachfragen
Im dritten Schritt stellt der Mediator offene Fragen, um das Verständnis weiter zu vertiefen und die Gefühle und Bedürfnisse der Partei zu ergründen.
Beispiel aus der Mediation:
Zwei Nachbarn streiten sich darüber, wer für die Reinigung des gemeinsamen Treppenhauses zuständig ist. Der eine Nachbar, Herr Meier, beschwert sich bei der Mediation darüber, dass Frau Müller nie ihren Teil der Arbeit erledigt. Der Mediator wendet nun das Appellohr an, indem er zunächst Herrn Meier ausreden lässt und aktiv zuhört. Anschließend wiederholt er in eigenen Worten, was er gehört hat, und fragt nach, ob er es richtig verstanden hat. Herr Meier korrigiert ihn und betont, dass es ihm nicht nur um die Reinigung geht, sondern dass er sich von Frau Müller nicht respektiert fühlt. Der Mediator stellt nun offene Fragen, um die Gefühle und Bedürfnisse von Herrn Meier besser zu verstehen. Dabei stellt sich heraus, dass er sich von Frau Müller nicht wertgeschätzt fühlt, da sie nie Danke sagt oder sich für seine Arbeit bedankt. Durch das Appellohr wird deutlich, dass es bei dem Konflikt nicht nur um die Reinigung des Treppenhauses geht, sondern auch um zwischenmenschliche Beziehungen und Wertschätzung.