Glossar Mediation

Y-Modell

Begriff Definition
Y-Modell

Das Y-Modell wurde von dem deutschen Betriebswirt und Wirtschaftsingenieur Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Ulrich beschrieben und basiert auf der Idee, dass Entscheidungsprozesse in Unternehmen in zwei Richtungen verlaufen. Diese werden durch die beiden Äste des Buchstabens "Y" symbolisiert. Der obere Ast steht für die strategische Entscheidungsebene, während der untere Ast die operative Ebene darstellt. Beide Ebenen sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.

  • Die strategische Entscheidungsebene
    Die strategische Entscheidungsebene umfasst alle Entscheidungen, die langfristig und auf Unternehmensebene getroffen werden. Hier geht es darum, die Ziele und Visionen des Unternehmens festzulegen und die dafür notwendigen Strategien zu entwickeln. Diese Entscheidungen haben einen großen Einfluss auf die gesamte Organisation und beeinflussen somit auch die operative Ebene.
  • Die operative Entscheidungsebene
    Die operative Entscheidungsebene bezieht sich auf alle Entscheidungen, die kurzfristig und auf der Ebene der einzelnen Abteilungen oder Prozesse getroffen werden. Hier geht es um die Umsetzung der strategischen Vorgaben und die Bewältigung des Tagesgeschäfts. Die Entscheidungen auf dieser Ebene haben direkte Auswirkungen auf die täglichen Abläufe und die Mitarbeiter.
  • Die Verbindung der beiden Ebenen
    Das Y-Modell verdeutlicht, dass die strategische und operative Ebene eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Die strategischen Entscheidungen legen den Rahmen für die operativen Entscheidungen fest und umgekehrt können Erfahrungen und Erkenntnisse aus der operativen Ebene auch Einfluss auf die strategischen Entscheidungen haben.

Anwendungsmöglichkeiten des Y-Modells
Das Y-Modell wird vor allem in der Unternehmensführung und im Management eingesetzt. Es dient als Orientierungshilfe für Entscheidungsträger, um komplexe Entscheidungsprozesse besser zu verstehen und zu strukturieren. Durch die Visualisierung der beiden Entscheidungsebenen und ihrer Verbindung können Zusammenhänge und Abhängigkeiten deutlicher erkannt werden.
Zudem kann das Y-Modell auch zur Analyse von Unternehmensstrukturen und -prozessen genutzt werden. Es hilft dabei, Schwachstellen und Optimierungspotenziale aufzudecken und somit die Effizienz und Effektivität des Unternehmens zu verbessern.

Das Y-Modell in der Mediation
Das Y-Modell ist ein Konfliktlösungsmodell, das von den Mediatoren Fischer und Ury entwickelt wurde. Es basiert auf dem Harvard-Konzept der Verhandlungsführung und ist auch als "Win-Win-Modell" bekannt. Das Modell wurde speziell für die Mediation konzipiert und ist eine Weiterentwicklung des bekannten Harvard-Modells.

Aufbau des Y-Modells
Das Y-Modell besteht aus drei Phasen, die sich in Form eines Y darstellen lassen. Diese sind die Vorbereitungsphase, die Verhandlungsphase und die Abschlussphase. Jede Phase hat ihre eigene Bedeutung und Funktion im Mediationsprozess.

  1. Vorbereitungsphase
    In der Vorbereitungsphase geht es darum, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Konfliktparteien und dem Mediator aufzubauen. Der Mediator stellt sich den Parteien vor, erklärt den Ablauf der Mediation und klärt die Rahmenbedingungen. Zudem werden die Konfliktparteien dazu angehalten, ihre Erwartungen und Ziele für die Mediation zu formulieren. Auch die Festlegung von Regeln und die Klärung der Vertraulichkeit sind wichtige Bestandteile dieser Phase.
  2. Verhandlungsphase
    In der Verhandlungsphase werden die eigentlichen Konfliktthemen erarbeitet und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Der Mediator unterstützt die Parteien dabei, ihre Interessen und Bedürfnisse zu kommunizieren und zu verstehen. Dabei werden auch mögliche Optionen für eine Lösung entwickelt und diskutiert. Ziel ist es, eine gemeinsame Lösung zu finden, die für beide Parteien akzeptabel ist.
  3. Abschlussphase
    In der Abschlussphase werden die erarbeiteten Lösungen konkretisiert und schriftlich festgehalten. Die Parteien werden dazu angehalten, die Vereinbarungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Auch die Klärung von offenen Fragen und die Vorbereitung auf eine mögliche Umsetzung der Vereinbarungen sind Bestandteile dieser Phase.

Beispiel
Zwei Nachbarn streiten sich seit Monaten über die Lautstärke der Musik des einen Nachbarn. Sie haben bereits mehrere erfolglose Gespräche geführt und sind nun bereit, eine Mediation zu versuchen. In der Vorbereitungsphase werden die Rahmenbedingungen geklärt und die Erwartungen der Nachbarn an die Mediation erarbeitet. In der Verhandlungsphase werden die Interessen und Bedürfnisse beider Parteien ermittelt und mögliche Lösungen diskutiert, wie zum Beispiel die Anschaffung von Schallschutzmaßnahmen. In der Abschlussphase werden die Vereinbarungen schriftlich festgehalten und die Nachbarn vereinbaren einen regelmäßigen Austausch, um die Umsetzung der Vereinbarungen zu überprüfen.

Zusammenfassung
Das Y-Modell von Hans Ulrich beschreibt zwei Ebenen von Entscheidungen in Unternehmen: die strategische Ebene für langfristige Unternehmensziele und die operative Ebene für die Umsetzung im Tagesgeschäft. Beide Ebenen beeinflussen sich gegenseitig und sind durch das Y-Modell miteinander verbunden. Das Modell dient als Hilfsmittel in der Unternehmensführung, um Entscheidungsprozesse zu verstehen, zu strukturieren und Unternehmensstrukturen sowie -prozesse zu analysieren. Es wird außerdem in der Mediation nach Fischer und Ury verwendet, um in drei Phasen Konflikte zu lösen: Vorbereitung, Verhandlung und Abschluss.

© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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