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Was sind die größten Beziehungskiller?

Liebe Leserinnen und Leser!

Der Begriff der Apokalypse stammt aus dem Griechischen und kann mit „Offenbarung“ oder „Enthüllung“ übersetzt werden. In religiöser Hinsicht wird die Apokalypse mit der Offenbarung von Unheil, Grauen und Untergängen verbunden. In der spirituellen Welt stellen Reiter eher Überbringer von Nachrichten dar, sodass die apokalyptischen Reiter als Vorboten betrachtet werden können, die auf eine bald eintreffende Katastrophe hinweisen möchten.

Von dieser religiös-historischen Entwicklung hat sich wahrscheinlich auch der amerikanische Beziehungswissenschaftler John Gottman inspirieren lassen, als er typische Verhaltensmuster in einer Paarbeziehung beschrieben hat, die zum Beziehungsende führen können. Auch hier haben die vier apokalyptischen Reiter die Aufgabe, vor einem drohenden Untergang zu warnen – nämlich vor dem Untergang der Partnerschaft oder Ehe.

 

Anzeichen für die Haltbarkeit von Beziehungen und Ehen

apokalyptische Reiter einer BeziehungGemeinsam mit dem Wissenschaftler Robert Levenson hat sich John Gottman die Frage gestellt, ob es Anzeichen dafür geben kann, ob eine Beziehung anhält oder sich ein Paar in der Zukunft trennen wird. Die beiden auch als Paartherapeuten agierenden Wissenschaftler haben zu diesem Zweck zahlreiche Gespräche von Paaren analysiert und nach 15 Jahren eine erneute Befragung durchgeführt. Über die Erkenntnis hinaus, dass nonverbale Signale durch Mimik und Körperhaltung mehr aussagen als tatsächlich gesagt wird, haben sich so die vier apokalyptischen Reiter der Paarbeziehung herauskristallisiert.

In dieser Konstellation tragen die Reiter die Namen destruktive Kritik, Verachtung, Abwehr und Blockade. Und wer die Fähigkeit besitzt, diese vier Reiter in einer Konfliktsituation zu identifizieren, hat schon den ersten Schritt in Richtung Konfliktbeseitigung getan.

 

Kritik – besser beschweren als kritisieren

Bei einer Kritik kann sich der Partner im Kern seines Charakters angegriffen fühlen. Natürlich darf jeder mitteilen, was einen am anderen stört. Hier geht es schlicht um das „wie“. Oft neigen wir dazu, jeder Beschwerde zusätzlich einen negativen Aspekt über die Persönlichkeit des Partners mitzugeben. Beispielsweise könnte eine Kritik wie „Jedes Mal muss ich dir deine Sachen hinterher räumen – du bist immer so faul!“ als persönlicher Angriff gewertet werden. Dies geschieht insbesondere dann, wenn die Kritik gleichzeitig die Vergangenheit und die Zukunft mit einbezieht, was Worte wie „nie“, „jedes Mal“ oder „immer“ beinhaltet. Und auf einen persönlichen Angriff folgt im Normalfall als natürlicher Reflex die Verteidigung.

Während sich der kritisierte Partner also verpflichtet fühlt, sich verteidigen zu müssen, fasst der andere Part dies so auf, dass seine Kritik übergangen wird und seine Bedürfnisse keine Geltung haben. Gestritten wird dann um Wert und Wichtigkeit der jeweiligen persönlichen Anliegen.

Statt eine solche Kritik zu üben sollten beide Partner besser auf eine Beschwerde ausweichen. Eine Kritik verallgemeinert durch Zusätze wie „immer“ oder „nie“ und ist mit einer Schuldzuweisung verbunden, die sich auf die Persönlichkeit oder den Charakter des anderen bezieht. Eine Beschwerde bezieht sich hingegen auf einen konkreten Vorfall, der in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse und Gefühle beschrieben wird. Ein Beispiel: „Du wolltest doch heute deine Sachen wegräumen. Es ärgert mich, dass du es vergessen hast.“

Wird weiterhin und dauerhaft nur Kritik geübt, ebnet dies den Weg für den nächsten Reiter – die Verachtung.

 

Verachtung – pures Gift für jede Beziehung

Auch Verachtung zeigt sich in der Kommunikation. Wer seinen Partner verachtet, demonstriert dies durch Gemeinheiten, Respektlosigkeiten, Spott und Sarkasmus. Es werden Beschimpfungen ausgesprochen, der andere mit rollenden Augen nachgeahmt oder weit über eine Kritik hinaus verspottet. Aber auch durch abschätzigen Humor kann sich ein Gegenüber verachtet fühlen. Eine verhöhnende Frage wie „Seit wann hast du denn gelernt, einzuparken?“ kann dem anderen nicht nur weh tun, sondern ihn auch in seinem Selbstwert treffen. Geschieht dies häufiger, fühlen Betroffene die vom anderen ausgehende Verachtung. Und Ziel einer jeden Verachtung ist, dass sich der andere wertlos fühlt und man selbst moralisch überlegen ist.

Verachtung entsteht durch lange schwelende Negativgedanken über den Partner, die sich zuspitzen und in Konfliktsituationen als Angriff hochkochen. Die Kommunikation wird dann bewusst so gewählt, dass der andere getroffen und verletzt wird. Oft wird dabei intimes Wissen über Ängste, Traumata oder andere Wunden des Gegenübers ganz gezielt als eigene Waffe eingesetzt. Studien zu Ehescheidungen haben ergeben, dass Verachtung der häufigste Einzelindikator für das Ende einer Ehe ist. Sie sollte also schnellstmöglich beseitigt werden.

 

Abwehr – defensives Verhalten als Reaktion auf Kritik

Eine Abwehrhaltung wird dann eingenommen, wenn man in der Beziehung häufig mit Kritik konfrontiert wird. Oft fühlen sich Partner zu Unrecht beschuldigt und nehmen dann eine abwehrende Verteidigungshaltung an. Leider werden bei solchen Kritik- und Abwehrtendenzen die eigentlichen Konflikte nicht gelöst. Ganz im Gegenteil entstehen dadurch Verletzungen, die durch weitere Vorwürfe und Auseinandersetzungen zu noch mehr innerer Distanz, Unzufriedenheit und Rückzug führen.

Ist die Beziehung schon mehr ins Wanken geraten, wird bei Kritik auch nach Ausreden gesucht oder die Opferhaltung eingenommen. Kritik, Beschwerden und Bedenken werden nicht ernst genommen. Es wird keine Verantwortung für die eigenen Fehler übernommen. Ganz im Gegenteil neigen einige Menschen dazu, die Schuld sogar umzukehren und dem anderen in die sprichwörtlichen Schuhe zu schieben. Jeder Mensch trägt narzisstische Züge in sich und in solchen Situationen bahnen diese sich ihren Weg nach außen.

Das Gegenüber wird nicht mehr beachtet und ignoriert, was als höchste Form der Verachtung gewertet werden kann. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Und auch wenn diese Gleichgültigkeit nur „gespielt“ sein sollte, werden elementare Verletzungen ausgelöst, die den Partner treffen und verunsichern.

Eine Defensive ermöglicht keine gesunde Konfliktbewältigung. Wer dies verstanden hat, gibt seine Abwehrhaltung für die Zukunft besser auf und geht den meist unangenehmeren Weg durch den Konflikt.

 

Blockaden und Mauern – „ist mir doch egal!“

Der vierte apokalyptische Reiter steht für Blockaden und Mauern. In der Beziehung ist es so weit gekommen, dass sich ein Partner weigert, ein Konfliktgespräch überhaupt zu führen oder fortzusetzen. Es wird Fragen und Konflikten generell aus dem Weg gegangen und der offenen Kommunikation den Rücken gekehrt. Es werden Mauern hochgezogen, was dem anderen Part Gefühle wie Desinteresse, Nichtbeachtung und Gleichgültigkeit vermittelt. Die Verbindung bricht zusammen.

Im Nachgang zum Ursprungskonzept der vier Reiter wurde übrigens ein fünfter Reiter für die Machtdemonstration hinzugefügt, wenn das Interesse am Partner gänzlich verschwunden ist. Jetzt nimmt niemand mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse des jeweils anderen. Hier befinden sich die Partner am Ende ihrer Beziehung oder schon im Rosenkrieg.

Wenn es keinerlei Lösungsansätze für Konflikte und schwierige Situationen mehr gibt, führt dies irgendwann automatisch zum Ende einer Beziehung. Können Paare ihre Differenzen nicht beilegen, sieht die Zukunft düster aus – fast schon apokalyptisch.

Bis zum nächsten Mal und nehmen Sie die Zügel selbst in die Hand!

Ihr Frank Hartung

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