Eine paradoxe Intervention ist eine Technik, die in der Psychotherapie und Beratung eingesetzt wird, um Veränderungen bei Klienten hervorzurufen. Sie basiert auf dem Konzept der Paradoxie, das besagt, dass man durch das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte, tatsächlich das gewünschte Ergebnis erzielen kann. Diese Methode wurde erstmals von dem österreichischen Psychiater und Psychotherapeuten Viktor Frankl beschrieben und später von dem Psychotherapeuten Paul Watzlawick weiterentwickelt.
Allgemeine Eigenschaften einer paradoxen Intervention
Eine paradoxe Intervention zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus. Zum einen ist sie unkonventionell und unerwartet, da sie dem Klienten eine neue Perspektive auf sein Problem bietet. Dadurch wird er aus seiner gewohnten Denk- und Verhaltensweise herausgelockt und kann neue Lösungsansätze entwickeln. Zum anderen ist sie humorvoll und spielerisch, was dazu beiträgt, die Atmosphäre aufzulockern und den Klienten zu entspannen. Dies ist besonders wichtig, da in der Regel bei der Entstehung von Problemen auch eine gewisse Ernsthaftigkeit und Anspannung vorhanden sind. Zudem ist eine paradoxe Intervention oft provokativ und konfrontativ, da sie bewusst gegen die Erwartungen und Annahmen des Klienten verstößt.
Paradoxe Intervention in der Mediation
In der Mediation wird die paradoxe Intervention als eine Methode eingesetzt, um Konflikte zwischen den Parteien zu lösen. Sie kann in verschiedenen Phasen der Mediation angewendet werden, z.B. bei der Konfliktklärung oder der Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Ziel ist es, die Konfliktparteien aus ihren festgefahrenen Positionen herauszulocken und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen.
Ein Beispiel aus der Trennungsmediation
In einer Trennungsmediation kann eine paradoxe Intervention eingesetzt werden, wenn die Parteien sich in einem Konflikt um das Sorgerecht für ihre gemeinsamen Kinder befinden. Der Mediator könnte hier eine paradoxe Frage stellen, wie zum Beispiel: "Was würdet ihr tun, um sicherzustellen, dass eure Kinder sich in Zukunft schlecht entwickeln?" Diese Frage ist bewusst provokativ und konfrontativ, da sie gegen die Erwartungen der Parteien verstößt, die natürlich das Beste für ihre Kinder wollen. Durch diese Frage werden die Parteien dazu gebracht, über ihre bisherigen Verhaltensweisen und Denkmuster nachzudenken und möglicherweise neue Lösungsansätze zu finden, um das Wohl der Kinder zu gewährleisten.