Kontrastfehler |
Der Kontrastfehler ist ein psychologisches Phänomen, das beschreibt, wie wir Menschen dazu neigen, Dinge oder Personen im Vergleich zu anderen zu beurteilen, anstatt sie objektiv zu betrachten. Es kann in verschiedenen Situationen auftreten, wie zum Beispiel bei der Beurteilung von Leistungen, Fähigkeiten oder Persönlichkeiten.
Wie entsteht ein Kontrastfehler? Ein Kontrastfehler entsteht, wenn wir eine Person oder Situation im Vergleich zu anderen betrachten und dadurch eine ungenaue Einschätzung treffen. Dies kann aufgrund von verschiedenen Faktoren passieren, wie zum Beispiel:
- Unsere Wahrnehmung wird beeinflusst durch die direkte Gegenüberstellung von Personen oder Situationen. Wenn wir zwei Bewerber für eine Stelle direkt miteinander vergleichen, kann es passieren, dass wir den einen Bewerber als besser geeignet empfinden, obwohl er objektiv betrachtet eigentlich qualifiziert ist.
- Wir neigen dazu, uns an Extremen zu orientieren. Wenn wir beispielsweise einen Bewerber haben, der sehr gut qualifiziert ist, und einen, der eher durchschnittliche Qualifikationen hat, kann es passieren, dass wir den durchschnittlichen Bewerber als schlechter einstufen, obwohl er eigentlich auch geeignet wäre.
- Unsere Erwartungen und Vorurteile spielen eine große Rolle. Wenn wir bereits eine bestimmte Erwartungshaltung haben, kann dies unsere Wahrnehmung und Beurteilung beeinflussen. Wenn wir zum Beispiel erwarten, dass ein Bewerber aus einer bestimmten Universität kommt, kann dies dazu führen, dass wir Bewerber von anderen Universitäten als weniger geeignet einstufen, obwohl sie qualifiziert sind.
Beispiele für Kontrastfehler
- Ein Personalverantwortlicher führt Bewerbungsgespräche mit mehreren Bewerbern für eine Stelle. Der erste Bewerber ist sehr gut qualifiziert und überzeugt durch seine Leistungen. Der zweite Bewerber hat ähnliche Qualifikationen, jedoch nicht ganz so beeindruckend wie der erste Bewerber. Aufgrund des direkten Vergleichs kann es passieren, dass der Personalverantwortliche den zweiten Bewerber als weniger geeignet einstuft, obwohl er objektiv betrachtet auch qualifiziert ist.
- Eine Lehrerin bewertet die Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler. Sie hat eine Schülerin in ihrer Klasse, die sehr gut in Mathematik ist und immer gute Noten bekommt. Eine neue Schülerin kommt in die Klasse, die ebenfalls gute Leistungen in Mathematik erbringt, jedoch nicht ganz so gut wie die erste Schülerin. Die Lehrerin neigt dazu, die Leistungen der neuen Schülerin als schlechter zu bewerten, da sie im Vergleich zur ersten Schülerin nicht so gut abschneidet.
- Ein Arbeitgeber sucht nach einem neuen Mitarbeiter und hat bereits mehrere Bewerbungen erhalten. Eine Bewerbung sticht besonders hervor, da der Bewerber sehr gut qualifiziert ist und genau den Anforderungen entspricht. Der Arbeitgeber erhält jedoch noch weitere Bewerbungen, die zwar auch qualifiziert sind, jedoch nicht ganz so beeindruckend wie die erste Bewerbung. Der Arbeitgeber neigt dazu, die anderen Bewerber als weniger geeignet einzustufen, da sie im Vergleich zur ersten Bewerbung nicht so herausstechen.
Wie kann man Kontrastfehler vermeiden? Um Kontrastfehler zu vermeiden, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir dazu neigen, Dinge im Vergleich zu anderen zu beurteilen. Hier sind einige Tipps, die helfen können:
- Versuchen Sie, eine Person oder Situation objektiv zu betrachten, ohne sie mit anderen zu vergleichen.
- Achten Sie darauf, sich nicht an Extremen zu orientieren. Versuchen Sie, alle Aspekte einer Person oder Situation zu berücksichtigen.
- Reflektieren Sie Ihre Erwartungen und Vorurteile und versuchen Sie, diese bei Ihrer Beurteilung auszublenden.
- Betrachten Sie jede Person oder Situation individuell und lassen Sie sich nicht von vorherigen Vergleichen beeinflussen.
- Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um eine fundierte Entscheidung zu treffen und treffen Sie keine voreiligen Schlüsse.
Umgang mit Kontrastfehlern in der Mediation
- Bewusstsein schaffen
- Sensibilisierung für den Kontrastfehler
- Reflexion der eigenen Wahrnehmung
- Erkennen von Vorurteilen und Stereotypen
- Objektivität und Neutralität
- Fokus auf die individuelle Person oder Situation
- Vermeidung von Vergleichen mit anderen
- Verzicht auf persönliche Meinungen und Erfahrungen
- Offenheit und Empathie
- Aktives Zuhören und Verständnis für die Perspektive des Gegenübers
- Vermeidung von voreiligen Schlüssen
- Einbeziehung von verschiedenen Sichtweisen
- Strukturierte Gesprächsführung
- Klärung von Missverständnissen und Vorurteilen
- Konzentration auf Fakten und konkrete Beispiele
- Unterstützung bei der Selbstreflexion
Beispiele für den Umgang mit Kontrastfehlern in der Mediation
- Konflikt zwischen zwei Kollegen
Der Mediator ermutigt beide Parteien, ihre persönlichen Erfahrungen und Vorurteile beiseite zu lassen und sich auf die konkreten Vorfälle zu konzentrieren.
- Scheidungsmediation
Der Mediator ermutigt das Paar, ihre Vergangenheit und mögliche Vergleiche mit anderen Paaren auszublenden und sich auf ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu konzentrieren.
Zusammenfassung Der Kontrastfehler ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen dazu neigen, etwas oder jemanden im Vergleich zu anderen zu beurteilen, anstatt objektiv. Dies tritt auf, wenn Personen oder Situationen direkt miteinander verglichen werden, wobei sich die Wahrnehmung an Extremen orientiert oder durch Erwartungen und Vorurteile beeinflusst wird. Beispiele dafür sind die Beurteilung von Bewerbern oder Schülern, bei denen qualifizierte Kandidaten neben herausragenden weniger gut bewertet werden. Um den Kontrastfehler zu vermeiden, sollte man objektiv ohne Vergleiche urteilen, sich nicht von Extremen leiten lassen, Vorurteile reflektieren und sich Zeit für Entscheidungen nehmen. In der Mediation fördert man Bewusstsein für den Kontrastfehler, achtet auf Objektivität und Neutralität, übt Offenheit und Empathie aus und leitet das Gespräch strukturiert, um Konflikte ohne Vorurteile zu lösen.
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