Das Kind-Ich repräsentiert die Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse und Verhaltensweisen, die wir als Kind entwickelt haben. Es ist der Teil von uns, der auf Erfahrungen und Erlebnisse aus unserer Kindheit zurückgreift und diese in unserem gegenwärtigen Leben beeinflusst. Das Kind-Ich kann in zwei Zustände unterteilt werden:
- Das freie Kind
Das freie Kind ist der Teil von uns, der spontan, kreativ, neugierig und emotional ist. Es ist das Kind, das wir in uns behalten haben, das immer noch die Welt mit kindlicher Unschuld und Offenheit betrachtet. Das freie Kind kann uns dabei helfen, unsere Kreativität zu entfalten und neue Ideen zu entwickeln.
- Das angepasste Kind
Das angepasste Kind hingegen ist der Teil von uns, der geprägt ist von den Erwartungen und Regeln, die wir als Kind gelernt haben. Es ist das Kind, das sich anpasst, um Liebe, Anerkennung und Bestätigung von anderen zu erhalten. Das angepasste Kind kann uns dabei helfen, in sozialen Situationen angemessen zu handeln und Konflikte zu vermeiden.
Das Kind-Ich in der Mediation
Oftmals sind Konflikte zwischen Parteien aufgrund von ungelösten Konflikten aus der Kindheit entstanden. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, das Kind-Ich zu identifizieren und zu verstehen, um die zugrunde liegenden Ursachen des Konflikts zu erkennen.
Ein Beispiel aus der Mediation könnte folgendermaßen aussehen:
Zwei Geschwister, die sich um das Erbe ihrer Eltern streiten, haben Schwierigkeiten, eine Einigung zu erzielen. Der Mediator erkennt, dass das angepasste Kind der älteren Schwester eine wichtige Rolle spielt, da sie immer versucht hat, den Erwartungen ihrer Eltern zu entsprechen und deren Anerkennung zu erhalten. Das freie Kind der jüngeren Schwester hingegen sehnt sich nach Liebe und Aufmerksamkeit, die sie als Kind oft von ihren Eltern nicht bekommen hat. Durch die Identifizierung dieser Kind-Ich-Zustände können die Geschwister besser verstehen, warum sie in bestimmten Situationen so handeln, wie sie es tun. Dies kann dazu beitragen, dass sie sich gegenseitig besser verstehen und zu einer gemeinsamen Lösung des Konflikts kommen.
Die Rolle des Mediators besteht darin, die Parteien dabei zu unterstützen, ihre Kind-Ich-Zustände zu erkennen und sie dabei zu unterstützen, diese zu verstehen und zu akzeptieren. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Kind-Ich können die Parteien lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle besser zu kommunizieren und somit zu einer konstruktiven Konfliktlösung beitragen.