Die Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung eines Individuums, dass es in der Lage ist, bestimmte Aufgaben erfolgreich zu bewältigen und Einfluss auf sein eigenes Leben zu nehmen. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Selbstregulation und Selbststeuerung und spielt eine wichtige Rolle in der psychologischen Forschung und Praxis.
Entstehung und Entwicklung der Selbstwirksamkeit
Die Theorie der Selbstwirksamkeit wurde von dem Psychologen Albert Bandura entwickelt und basiert auf seinen Erfahrungen und Beobachtungen im Bereich der Verhaltenspsychologie. Bandura ging davon aus, dass Menschen nicht nur durch äußere Einflüsse, sondern auch durch ihre eigenen Gedanken, Überzeugungen und Erwartungen beeinflusst werden. So entsteht die Selbstwirksamkeit durch die Erfahrung von Erfolg und Misserfolg in verschiedenen Situationen und Aufgaben.
Einflussfaktoren auf die Selbstwirksamkeit
Die Selbstwirksamkeit wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, die Unterstützung durch andere Personen, die Erfahrungen aus der Vergangenheit und die individuelle Einstellung. Auch das soziale Umfeld, die kulturellen Normen und die gesellschaftlichen Erwartungen können eine Rolle spielen.
Auswirkungen der Selbstwirksamkeit
Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung kann zu einem positiven Selbstbild, einem höheren Selbstvertrauen und einer besseren psychischen Gesundheit führen. Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeit sind eher bereit, neue Herausforderungen anzunehmen, haben eine höhere Motivation und setzen sich höhere Ziele. Sie sind auch besser in der Lage, mit Rückschlägen umzugehen und aus Fehlern zu lernen.
Ein Beispiel für Selbstwirksamkeit ist ein Schüler, der sich in der Schule immer wieder in Mathematik schwer tut und deshalb auch eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung hat. Durch gezielte Unterstützung und positive Rückmeldungen seitens der Lehrkraft und der Eltern, sowie durch eigene Anstrengungen und Erfolge, kann der Schüler jedoch seine Selbstwirksamkeit steigern. Er erkennt, dass er durch sein eigenes Handeln und seine Anstrengungen Einfluss auf seine Leistungen nehmen kann und entwickelt eine positive Einstellung gegenüber der Mathematik. Dadurch steigt seine Motivation und er erzielt bessere Ergebnisse.
Selbstwirksamkeit in der Mediation
Die Mediation ist ein Verfahren der Konfliktlösung, bei dem eine neutrale Person (der Mediator) versucht, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln und gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Selbstwirksamkeit spielt in der Mediation eine wichtige Rolle, da sie die Bereitschaft der Konfliktparteien beeinflusst, sich auf den Mediationsprozess einzulassen und aktiv an der Lösung des Konflikts mitzuwirken.
Selbstwirksamkeit der Konfliktparteien
Die Selbstwirksamkeit der Konfliktparteien kann sich auf deren Einstellung zur Mediation auswirken. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung kann dazu führen, dass die Konfliktparteien bereit sind, Verantwortung für den Konflikt zu übernehmen und aktiv an der Suche nach einer Lösung teilzunehmen. Sie sind davon überzeugt, dass sie in der Lage sind, ihre Interessen zu vertreten und zu einer Einigung zu gelangen. Eine niedrige Selbstwirksamkeitserwartung kann dagegen dazu führen, dass die Konfliktparteien sich machtlos fühlen und wenig Vertrauen in den Mediationsprozess haben. Sie könnten sich zurückziehen und die Verantwortung für die Lösung des Konflikts dem Mediator überlassen.
Selbstwirksamkeit des Mediators
Auch die Selbstwirksamkeit des Mediators spielt eine wichtige Rolle in der Mediation. Ein selbstwirksamer Mediator ist in der Lage, die Konfliktparteien zu motivieren, Vertrauen aufzubauen und eine positive Atmosphäre zu schaffen. Er oder sie hat die Überzeugung, dass er oder sie die nötigen Fähigkeiten und Strategien besitzt, um den Konflikt zu lösen und die Konfliktparteien zu unterstützen. Eine hohe Selbstwirksamkeit des Mediators kann dazu beitragen, dass die Konfliktparteien sich sicher und unterstützt fühlen und somit besser auf den Mediationsprozess einlassen.
Beispiel
Ein Ehepaar befindet sich in einer Krise und entscheidet sich für eine Mediation, um ihre Beziehung zu retten. Die Frau hat eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung und ist überzeugt, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Lösung finden können. Sie ist bereit, aktiv an der Mediation teilzunehmen und ihre Interessen zu vertreten. Der Mann dagegen hat eine niedrige Selbstwirksamkeitserwartung und fühlt sich dem Konflikt machtlos ausgeliefert. Er ist skeptisch gegenüber der Mediation und hat wenig Vertrauen in den Prozess. Der Mediator erkennt die unterschiedlichen Selbstwirksamkeitserwartungen der Konfliktparteien und setzt gezielt Strategien ein, um das Vertrauen und die Motivation des Mannes zu stärken. Dadurch können beide Parteien aktiv an der Mediation teilnehmen und gemeinsam eine Lösung finden.
Zusammenfassung
Selbstwirksamkeit ist die individuelle Überzeugung, eigene Aufgaben bewältigen und das Leben beeinflussen zu können. Sie entsteht durch Erfahrungen mit Erfolg und Misserfolg und wird durch persönliche Kompetenzen und soziales Umfeld beeinflusst. Hohe Selbstwirksamkeit führt zu mehr Selbstvertrauen und psychischer Gesundheit. In der Mediation fördert sie die aktive Konfliktlösungsbereitschaft sowohl der Beteiligten als auch des Mediators, wobei ein selbstwirksamer Mediator eine positive Atmosphäre schaffen und die Parteien unterstützen kann.