Glossar Mediation

Recency-Effekt

Begriff Definition
Recency-Effekt

Der Recency-Effekt ist Teil der sogenannten seriellen Positionierungseffekte, die beschreiben, wie die Reihenfolge von Informationen unsere Wahrnehmung und Erinnerung beeinflusst. Im Gegensatz zum Primacy-Effekt, bei dem die zuerst präsentierten Informationen besser erinnert werden, tritt der Recency-Effekt auf, wenn die zuletzt präsentierten Informationen besser erinnert werden.

Ursachen des Recency-Effekts
Es gibt verschiedene Theorien, die versuchen, den Recency-Effekt zu erklären. Eine davon ist die sogenannte Rehearsal-Theory, die besagt, dass die zuletzt präsentierten Informationen aufgrund wiederholter Verarbeitung im Kurzzeitgedächtnis bleiben und somit besser abgerufen werden können. Eine andere Theorie ist die Distinktheitstheorie, die besagt, dass neuere Informationen aufgrund ihrer Unterscheidbarkeit besser erinnert werden. Auch die Aufmerksamkeit spielt eine wichtige Rolle, da wir uns bei einer längeren Präsentation oft auf die zuletzt präsentierten Informationen konzentrieren und somit besser behalten.

Auswirkungen des Recency-Effekts
Der Recency-Effekt hat Auswirkungen auf unser Verhalten und unsere Entscheidungsfindung. In der Werbung wird er beispielsweise genutzt, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf die zuletzt präsentierten Produkte oder Angebote zu lenken. Auch in der Politik wird der Recency-Effekt genutzt, indem kurz vor Wahlen noch einmal die wichtigsten Argumente und Versprechen präsentiert werden, um die Wähler positiv zu beeinflussen.

Ein Beispiel für den Recency-Effekt ist eine Präsentation von verschiedenen Produkten in einem Supermarkt. Wenn wir uns die Produkte anschauen, die zuletzt präsentiert werden, werden wir uns wahrscheinlich besser an sie erinnern als an die zuvor gezeigten. Wenn wir also später im Supermarkt einkaufen, werden wir eher die Produkte kaufen, die wir zuletzt gesehen haben, da wir uns an sie besser erinnern.

Der Recency-Effekt in der Mediation
In der Mediation kann der Recency-Effekt eine wichtige Rolle spielen, denn hier werden verschiedene Informationen und Argumente von den Konfliktparteien präsentiert. Diese Informationen können sowohl verbal als auch nonverbal sein. Der Recency-Effekt kann dabei eine Herausforderung darstellen, da die Konfliktparteien dazu neigen, sich auf die zuletzt präsentierten Informationen zu fokussieren und frühere Informationen zu vergessen oder zu verdrängen. Dies kann zu einer einseitigen Wahrnehmung und Bewertung der Situation führen, was die Lösungsfindung erschweren kann.

Beispiel
Zwei Nachbarn haben einen Streit über die Lautstärke von Musik. Der eine Nachbar beschwert sich, dass der andere immer zu laute Musik hört und dadurch seine Ruhe stört. Der andere Nachbar argumentiert, dass er nur selten Musik hört und der erste Nachbar immer überempfindlich reagiert.
In der Mediation werden beide Nachbarn gebeten, ihre Sichtweise und Argumente darzulegen. Der erste Nachbar präsentiert seine Argumente zuerst und betont dabei immer wieder, wie sehr er unter der Lautstärke leidet. Der zweite Nachbar präsentiert seine Argumente als letztes und betont dabei, dass er nur selten Musik hört und der erste Nachbar überempfindlich ist.
Aufgrund des Recency-Effekts könnten die Konfliktparteien dazu neigen, sich stärker auf die zuletzt präsentierten Argumente zu fokussieren. Der erste Nachbar könnte sich nun noch stärker in seiner Wahrnehmung bestätigt fühlen und der zweite Nachbar könnte das Gefühl haben, dass seine Argumente nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Dies kann zu einer Eskalation des Konflikts führen und die Lösungsfindung erschweren.

Zusammenfassung
Der Recency-Effekt beschreibt, dass zuletzt präsentierte Informationen besser im Gedächtnis bleiben. Er steht im Kontrast zum Primacy-Effekt und wird durch verschiedene Theorien wie die Rehearsal-Theorie und die Distinktheitstheorie sowie durch Faktoren wie Aufmerksamkeit erklärt. In der Werbung und Politik wird der Effekt genutzt, um die Wahrnehmung und Entscheidungen zu beeinflussen, indem wichtige Informationen zuletzt präsentiert werden. In der Mediation kann der Recency-Effekt problematisch sein, weil er zu einer verzerrten Wahrnehmung führen kann, indem die zuletzt gehörten Argumente die früheren überlagern und die Lösungsfindung erschwert wird.

© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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