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Kommunikation in Ehe & Partnerschaft – miteinander reden, aber richtig!

Liebe Leserinnen und Leser!

Was macht eigentlich eine gute Ehe oder Partnerschaft aus? Viele Menschen prahlen damit, dass sie sich „ganz ohne Worte“ mit ihrem Partner verstehen. Aber ist das wirklich ein gutes Zeichen oder vielleicht eher doch ein Signal dafür, dass dringend wieder richtig gute Gespräche geführt werden sollten?

 

Viele Beziehungen scheitern an fehlender Kommunikation

In Deutschland wurden im Jahr 2021 knapp über 142.000 Ehen geschieden. Bei einem Großteil dieser Scheidungen und Trennungen kann davon ausgegangen werden, dass mit der Kommunikation etwas entscheidend schief gelaufen ist.

Kommunikation Ehe und PartnerschaftDenn häufig berichten geschiedene oder getrennte Menschen selbst davon, dass der Abbruch der Kommunikation zur Trennung geführt hat. Ehen und Partnerschaften scheitern, weil nicht mehr miteinander geredet wird. Partner teilen ihre Gefühle nicht mehr mit. Das ursprünglich dem Partner entgegengebrachte Vertrauen wird eher Freunden oder Kollegen übertragen, an die man sich dann auch mit Problemen wendet. Der Partner bleibt ahnungslos, bis es dann später „knallt“. Wenn es in der Partnerschaft überhaupt noch zu Gesprächen kommt, dann in erster Linie über negative Aspekte der Beziehung.

Viele Dinge, die eigentlich positiv sind, werden nicht mehr als solche wahrgenommen.
Wenn es „gut läuft“, gilt dies als Selbstverständlichkeit und ist nicht (mehr) erwähnenswert. Es scheint, dass sich der gegenseitige Fokus verschoben hat. Hat man sich früher offen gegenübergestanden, wendet man sich heute voneinander ab und kehrt sich den Rücken zu. Folge davon ist, dass man immer mehr auseinanderdriftet. „Wir haben uns in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt!“ gehört dann zu den häufig erläuterten Erklärungsversuchen.

Beim Kennenlernen und in der Anfangsphase haben Paare in der Regel noch wenige Probleme mit der Kommunikation. Genau aus dieser Kommunikation haben sich nämlich die Gefühle füreinander entwickelt, die zur Basis der Beziehung und Ehe wurden. Hätte sich ein Paar nicht die Mühe gemacht, miteinander zu sprechen, wäre daraus wohl kaum eine Ehe entstanden. Schon hieraus resultiert die Erkenntnis, dass durch Kommunikation eine Beziehung aufgebaut werden kann, die immer weiter wächst, wenn beide sich dafür einsetzen und alle Gelegenheiten nutzen, an dieser Beziehung zu arbeiten. Wenn beide aber nicht mehr wissen, was der andere denkt und fühlt, entsteht emotionale Distanz. Das Fundament der Beziehung bröckelt.

 

Echte Kommunikation in der Partnerschaft

Kommunikation in der Partnerschaft sollte sich nicht nur auf Alltägliches und Belangloses beschränken. Natürlich müssen organisatorische Aufgaben besprochen oder Termine geplant werden. In der echten Kommunikation zwischen Partnern wird jedoch über alle Lebensbereiche geredet und dabei nicht versäumt, dem anderen dabei mitzuteilen, was man denkt und fühlt. Diese Art der Kommunikation setzt Vertrauen und Mut voraus, da man sich immer ein Stück weit angreifbar und verletzlich macht. Emotionen prägen schließlich alles, was wir tun oder eben sein lassen.

 

Kommunikation in der Partnerschaft optimieren

Wer die Kommunikation in Ehe oder Partnerschaft verbessern möchte, sollte nicht nur über zusätzliche Themen mit dem anderen sprechen, sondern allein schon aus Respekt voreinander auch gängige Kommunikationsregeln einhalten: Kommunikation findet immer wechselseitig statt – einer spricht und der andere hört zu, bevor die Rollen im konstruktiven Gespräch wechseln. Kann oder möchte ein Partner im Moment nicht sprechen oder zuhören, sollte auch dieser Wunsch – ohne Wertung - respektiert und das Gespräch verschoben werden.

 

Neugierig bleiben und Interesse zeigen

Kommunikation ist kein reiner Austausch von sachlichen Informationen. Es sollten immer wieder neue Themen für einen Austausch gefunden werden. Dabei sind Fakten eigentlich auch immer mit Gefühlen verbunden. Wer an seinem Gegenüber Interesse zeigt, der fragt auch danach, was ihn bewegt.

Fragen stellen hilft in nahezu allen Situationen. Es tut schon gut, wenn man ehrlich – fernab von Smalltalk - nach seinem Befinden gefragt wird oder danach, wie der Tag so war. Dabei sollte darauf eingegangen werden, mit welchen Gefühlen einige Situationen verbunden wurden. Natürlich sollte sich jetzt niemand direkt nach Feierabend in die Rolle eines Psychologen versetzen, aber ein einfaches „Wie ging es dir dabei?“ zeigt, dass die eigenen Gefühle dem anderen wichtig sind.

 

Gegenseitiger Respekt im Alltag

Grundsätzlich verläuft der Alltag für jeden anders. In der Beziehung oder Ehe sollte Verständnis für den Tagesablauf des anderen aufgebracht werden. Menschen mit einem besonders anspruchsvollen oder herausfordernden Job haben vielleicht nach Feierabend das Bedürfnis, sich alles von der Seele zu reden. Hier kann der Partner unterstützen und bewusst nachfragen, zuhören und beistehen.

Auf der anderen Seite sollte ein vermeintlich „leichterer“ Tagesablauf wie etwa der einer Hausfrau und Mutter nicht als weniger wichtig abgehandelt werden. Die persönlichen Erlebnisse und Gefühle eines jeden haben ihre Daseinsberechtigung und sollten auch mit entsprechender Wertschätzung behandelt werden.

Es kann aber auch sein, dass jemand nach der Arbeit erst einmal etwas Ruhe braucht und abschalten muss. Auch dies sollte respektiert werden. Es ist nicht immer leicht, ein Gefühl dafür zu entwickeln, mit gegensätzlichen Interessen und Bedürfnissen umzugehen. Ignoranz, fehlende Wertschätzung oder Provokation sind jedoch definitiv die falschen Mittel.

 

Gemeinsam ist nicht einsam

Für eine gute Kommunikation bedarf es einiger Ansatz- oder Anhaltspunkte. Ohne Gemeinsamkeiten oder gemeinsame Interessen stellt sich mit der Zeit Sprachlosigkeit ein. Man hat sich nichts mehr zu sagen. Das Schweigen kann durch gemeinsame Hobbys, Erfahrungen und Engagements gebrochen werden. Es kann niemals schaden, sich über das Hobby des anderen zu unterhalten und den eigenen Tellerrand zu überwinden. Gegenseitiges Interesse vermittelt das Gefühl des Teilhabens.

Gleiches gilt für Aktivitäten. Auch wenn man vielleicht keine Lust zu einem Besuch im Fußball-Stadium oder der Kulturveranstaltung im Museum hat; entscheidend ist, dass Partner sich ab und zu begleiten und einfach beisammen sind. Oftmals reicht es schon aus, wenn der andere einfach „da“ ist.

Neue Aktivitäten, an denen beide Partner Freude und Interesse haben, können aktiv gesucht werden. Hilfreich sind hierbei auch Freunde und Bekannte, die vielleicht auch an Hobbys oder Freizeitveranstaltungen interessiert sind. Soziale Kontakte wirken sich positiv auf die eigene Beziehung aus, weil man sich immer wieder etwas Neues zu erzählen hat.

 

Liebgewonnene Routinen beibehalten

Gemeinsame Mahlzeiten kennen wir alle aus den Kinderjahren, da sie das Familienleben geprägt haben. Hier wurde sich unterhalten und ausgetauscht, was das Gefühl der Anerkennung, Wertschätzung und Geborgenheit vermittelt hat.

Dieses Gemeinschaftserlebnis ist auch in der Partnerschaft und Ehe wichtig. Routinen wie das gemeinsame Frühstück am Wochenende sind geeignet, konstruktive Gespräche zu führen. Wenn die Mahlzeiten dann noch gemeinsam zubereitet werden, verbindet diese Routine umso mehr.

Ähnlich funktioniert dies mit gemeinsamen Reisen. Wenn der gemeinsame Urlaub wegen der Arbeit zu kurz kommt, sollten spontane Wochenendreisen oder Kurz-Trips die Beziehung bereichern. Hier finden Partner die Gelegenheit, den Alltag hinter sich zu lassen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der man sich gut miteinander unterhalten kann.

 

Ärger nicht schlucken – Konflikte nicht scheuen

In einer guten Beziehung und Ehe sollte es selbstverständlich sein, dass man nicht nur über schöne und gute Dinge, Situationen oder Emotionen sprechen kann. Wer seinen Frust und Ärger immer wieder mit sich selbst ausmacht, wird irgendwann so viel davon angesammelt haben, dass die sprichwörtliche Bombe platzt. Gefühle sollten nicht unter Verschluss gehalten, verleugnet oder verdrängt werden.

Jedes – wirklich jedes (!) – gute Paar erlebt schwierige Zeiten. Und wenn diese Herausforderungen gemeinsam angegangen werden, wächst die Verbindung und gewinnt an Stärke.

Dies setzt jedoch etwas Diplomatie voraus. Werden unangenehme Themen besprochen, sollten die Worte klug gewählt werden, da sie Konsequenzen haben können. Auch der Moment ist wichtig, wenn Konflikte geklärt werden sollen. Zwischen „Tür und Angel“ oder am späten Abend bei völliger Übermüdung ist es nicht sinnvoll, derart wichtige Gespräche zu führen. Im Idealfall wird vorab für eine ruhige und entspannte Atmosphäre gesorgt.

Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass es scheinbar in der Natur des Menschen liegt, dem anderen eher Vorwürfe zu machen. Sicher ist es während einer Auseinandersetzung schwierig, die positiven Seiten des anderen zu sehen. Aber dennoch sollte sich jeder darüber bewusst sein, dass Vorwürfe das Klima nur vergiften. Denn hinter jedem Vorwurf steckt eigentlich ein Wunsch. Wirft der eine dem anderen Partner vor, zu wenig Zeit für ihn zu haben, so verbirgt sich dahinter der Wunsch nach mehr gemeinsamer Zeit und Aufmerksamkeit. Was gesagt werden muss, sollte also richtig formuliert werden.

Bitte lassen Sie also Ihren Partner vollumfänglich an Ihrem Leben teilhaben – an den guten und auch den weniger guten Seiten.

Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie zuversichtlich!

Ihr Frank Hartung

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