Glossar Mediation

Transtheoretisches Modell

Begriff Definition
Transtheoretisches Modell

Das Transtheoretische Modell (TTM) ist ein theoretischer Ansatz, der sich mit der Veränderung von Verhaltensweisen und Gewohnheiten beschäftigt. Es wurde von den Psychologen James O. Prochaska und Carlo C. DiClemente entwickelt und ist auch unter dem Namen Stadienmodell der Veränderung bekannt. Das TTM basiert auf der Annahme, dass Veränderungen in einem bestimmten Verhalten oder einer Gewohnheit nicht plötzlich und unerwartet auftreten, sondern ein Prozess sind, der in verschiedenen Stadien abläuft.

Die 5 Stadien des Transtheoretischen Modells
Das TTM unterteilt den Prozess der Verhaltensänderung in fünf verschiedene Stadien, die eine Person durchläuft. Diese Stadien sind:

  1. Unbewusste Inkompetenz
    In diesem Stadium ist sich eine Person nicht bewusst, dass ihr Verhalten problematisch ist und dass eine Veränderung notwendig ist.

  2. Bewusste Inkompetenz
    In diesem Stadium erkennt eine Person, dass ihr Verhalten problematisch ist und dass eine Veränderung notwendig ist. Sie ist sich jedoch noch nicht sicher, wie sie diese Veränderung angehen soll.

  3. Vorbereitung
    In diesem Stadium ist eine Person bereit, Veränderungen in ihrem Verhalten vorzunehmen. Sie sammelt Informationen und plant konkrete Schritte, um ihre Gewohnheit zu ändern.

  4. Handlung
    In diesem Stadium setzt eine Person ihre geplanten Veränderungen um und setzt sich aktiv mit ihrem Verhalten auseinander.

  5. Erhaltung
    In diesem Stadium hat eine Person ihr Verhalten erfolgreich geändert und arbeitet daran, die Veränderungen langfristig aufrechtzuerhalten.

Das TTM betont, dass der Prozess der Verhaltensänderung nicht linear verläuft und dass eine Person jederzeit in ein früheres Stadium zurückfallen kann. Es ist jedoch wichtig, dass eine Person die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen besitzt, um mit Rückschlägen umzugehen und den Prozess der Veränderung fortzusetzen.

Prozesse der Veränderung
Das TTM identifiziert auch 10 Prozesse der Veränderung, die eine Person durchläuft, um ihr Verhalten zu ändern. Diese Prozesse können in zwei Kategorien unterteilt werden:

  • Externe Prozesse
    Diese Prozesse beziehen sich auf äußere Faktoren, die eine Person bei der Verhaltensänderung unterstützen, wie zum Beispiel das Sammeln von Informationen, das Setzen von Zielen oder das Erhalten von Unterstützung von anderen.

  • Interne Prozesse
    Diese Prozesse beziehen sich auf die persönlichen Einstellungen und Überzeugungen einer Person, die sie bei der Verhaltensänderung beeinflussen, wie zum Beispiel die Selbstreflexion, die Auseinandersetzung mit den Gründen für das Verhalten oder die Entwicklung von Selbstvertrauen.

Im Folgenden werden diese Prozesse genauer erläutert:

  1. Bewusstsein für das Problem schaffen
    Der erste Schritt im TTM ist das Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Dies bedeutet, dass eine Person erkennt, dass es ein Verhaltensmuster gibt, das sie ändern möchte. Zum Beispiel könnte eine Person, die versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, sich bewusst werden, dass ihr Rauchverhalten gesundheitliche Probleme verursacht.

  2. Widerstand gegen Veränderung überwinden
    Der zweite Prozess beinhaltet, dass eine Person bereit ist, Widerstand gegen Veränderung zu überwinden. Oft gibt es innere Konflikte, die eine Person davon abhalten, ihr Verhalten zu ändern. In diesem Stadium müssen diese Widerstände erkannt und überwunden werden.

  3. Verhaltensänderung planen
    Sobald eine Person bereit ist, Veränderung anzunehmen, ist es wichtig, einen Plan zu erstellen, wie diese Veränderung erreicht werden kann. Dies kann beinhalten, sich Ziele zu setzen, Strategien zu entwickeln und mögliche Hindernisse zu identifizieren.

  4. Selbstwirksamkeit aufbauen
    Selbstwirksamkeit bezieht sich auf die Überzeugung einer Person, dass sie in der Lage ist, eine bestimmte Verhaltensänderung durchzuführen. Im TTM ist es wichtig, Selbstwirksamkeit aufzubauen, um die Motivation und das Vertrauen zu stärken, dass die Veränderung erfolgreich sein kann.

  5. Verhaltensänderung umsetzen
    Dieser Prozess beinhaltet die tatsächliche Umsetzung der geplanten Verhaltensänderung. Es erfordert Disziplin, Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen.

  6. Rückfälle vermeiden
    Rückfälle sind ein häufiges Phänomen bei Veränderungsprozessen. In diesem Stadium ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, um Rückfälle zu vermeiden und auf sie zu reagieren, falls sie auftreten.

  7. Veränderung aufrechterhalten
    Eine Verhaltensänderung zu erreichen ist eine Sache, sie aufrechtzuerhalten eine andere. In diesem Stadium geht es darum, die Veränderung dauerhaft in den Alltag zu integrieren und mögliche Versuchungen oder Rückfälle zu bewältigen.

  8. Selbstkontrolle stärken
    Selbstkontrolle ist ein wichtiger Aspekt bei der Aufrechterhaltung von Veränderungen. Es bezieht sich auf die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren. Im TTM ist es wichtig, Selbstkontrolle zu stärken, um die Veränderung langfristig aufrechtzuerhalten.

  9. Unterstützung suchen
    Veränderung ist oft einfacher, wenn man Unterstützung von anderen erhält. Im TTM ist es wichtig, nach Unterstützung im sozialen Umfeld zu suchen, sei es von Freunden, Familie oder professionellen Helfern.

  10. Veränderung reflektieren und anpassen
    Der letzte Prozess im TTM beinhaltet, die Veränderung zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was funktioniert hat und was nicht, um zukünftige Veränderungen erfolgreich zu gestalten.

Zusammenfassung
Das Transtheoretische Modell (TTM), entwickelt von James O. Prochaska und Carlo C. DiClemente, beschreibt Verhaltensänderungen in fünf Stadien: Unbewusste Inkompetenz, Bewusste Inkompetenz, Vorbereitung, Handlung und Erhaltung. Veränderungen treten nicht linear auf und Rückschläge sind möglich. Das Modell betont auch 10 Prozesse der Veränderung, unterteilt in externe (z.B. Informationen sammeln) und interne (z.B. Selbstreflexion) Prozesse, die dazu dienen, das Bewusstsein für Probleme zu schaffen, Widerstände zu überwinden, Veränderungen zu planen, Selbstwirksamkeit aufzubauen, Verhaltensänderungen umzusetzen, Rückfälle zu vermeiden und die Veränderung langfristig beizubehalten.

 

Synonyme: Transtheoretische Modell, TTM
© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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