Glossar Mediation

Homo Oeconomicus

Begriff Definition
Homo Oeconomicus

Der Begriff Homo Oeconomicus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt "wirtschaftender Mensch". Er wurde erstmals von dem schottischen Philosophen und Ökonomen Adam Smith im 18. Jahrhundert geprägt und ist seitdem ein zentraler Bestandteil der neoklassischen Wirtschaftstheorie.
Der Homo Oeconomicus ist ein theoretisches Modell, das davon ausgeht, dass Menschen in wirtschaftlichen Entscheidungssituationen rational handeln und stets versuchen, ihren Nutzen zu maximieren. Das bedeutet, dass sie alle verfügbaren Informationen nutzen, um die für sie beste Entscheidung zu treffen und dabei ihre Präferenzen und Ziele berücksichtigen.

Welche Annahmen liegen dem Konzept zugrunde?
Das Konzept des Homo Oeconomicus basiert auf bestimmten Annahmen über das Verhalten von Individuen. Dazu gehören unter anderem:

  • Vollständige Information
    Der Homo Oeconomicus hat Zugang zu allen relevanten Informationen und kann diese vollständig nutzen, um seine Entscheidungen zu treffen.
  • Nutzenmaximierung
    Der Homo Oeconomicus handelt stets rational und versucht, seinen Nutzen zu maximieren. Dieser Nutzen kann materieller oder immaterieller Natur sein, wie z.B. Geld, Freizeit oder soziale Anerkennung.
  • Konsistenz
    Der Homo Oeconomicus ist in seinen Präferenzen und Zielen konsistent und handelt immer im Einklang mit diesen.
  • Keine Emotionen
    Der Homo Oeconomicus trifft seine Entscheidungen rein auf rationaler Basis und lässt sich nicht von Emotionen oder anderen nicht-ökonomischen Faktoren beeinflussen.

Warum ist der Homo Oeconomicus wichtig?
Das Konzept des Homo Oeconomicus ist von großer Bedeutung für die Wirtschaftswissenschaft, da es als Grundlage für viele ökonomische Modelle und Theorien dient. Es ermöglicht es, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge zu analysieren und Vorhersagen über das Verhalten von Individuen zu treffen.
Ein Beispiel dafür ist das Modell des vollständigen Wettbewerbs, das auf der Annahme des Homo Oeconomicus basiert. In diesem Modell wird davon ausgegangen, dass alle Marktteilnehmer vollständige Informationen haben und rational handeln, was zu einem effizienten Markt führt.

Kritik am Konzept des Homo Oeconomicus
Trotz seiner Bedeutung und Verwendung in der Wirtschaftswissenschaft gibt es auch Kritik an dem Konzept des Homo Oeconomicus. Einige Ökonomen argumentieren, dass die Annahmen des Modells nicht der Realität entsprechen und das Verhalten von Menschen in der Realität nicht immer rational ist.
Ein Beispiel dafür ist das sogenannte "ultimatum game", bei dem zwei Personen eine Geldsumme aufteilen müssen. Das Modell des Homo Oeconomicus geht davon aus, dass die Person, die die Aufteilung vorschlägt, immer den größten Teil für sich behalten wird, da dies rational wäre. In der Realität zeigen jedoch Experimente, dass Menschen oft fairere Aufteilungen vorschlagen, auch wenn dies für sie selbst einen geringeren Nutzen bedeutet.

Zusammenfassung
Der Homo Oeconomicus ist ein Modell aus der neoklassischen Wirtschaftstheorie, das Menschen als rationale Nutzenmaximierer beschreibt, die konsistent handeln und Entscheidungen auf Basis vollständiger Information treffen. Das Konzept dient als Grundlage für viele ökonomische Theorien und Modelle, wie das des vollständigen Wettbewerbs, und hilft, wirtschaftliche Prozesse zu erklären. Kritik am Homo Oeconomicus bezieht sich darauf, dass echtes menschliches Verhalten oft nicht den rationalen Annahmen entspricht, was Experimente wie das Ultimatumspiel zeigen.

© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

🏠 06844 Dessau-Roßlau Albrechtstraße 116     ☎ 0340 530 952 03