Der Mediationsblog: Wissenswertes über Mediation und Streitbeilegung
WIE
„Wie soll ich dich empfangen und wie begegne ich dir?“ heißt es im ersten Choral von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Ja, wie eigentlich?
Wie - nicht was soll ich empfangen, sondern wie. Auch nicht warum oder weswegen. Auch nicht wo oder woher. Oder wozu. Oder wann.
All das ist klar in dieser Geschichte
- Wo?
In Bethlehem, im Stall der Herberge, weil diese ausgebucht ist wegen der Volkszählung. - Wann?
Nun ja, dann, wenn das Kind geboren wurde, irgendwann am 24. Dezember des Jahres 0 nach den überkommenen Überlieferungen. Dann kann ich es auch empfangen, entgegennehmen, also in meine Arme schließen. Vielleicht trösten, wenn es weint. Oder wenn die junge Mutter noch erschöpft ist, ein bisschen auf das Kind aufpassen. Bei ihm sein. Nahe sein. Wärme geben.
Die Frage nach dem Wie? Ist allerdings immer noch offen.
- Wie begegne ich einem Kind?
- Wie nehme ich es in meine Hände? Neugierig, aufmerksam? Sanft? Warmherzig? Beschützend? Respektvoll oder vorsichtig? Oder alles zusammen?
Ein Kind, klein und zerbrechlich, noch ganz neu auf der Erde. Ans Licht gekommen, das Licht geschaut, zum ersten Mal, gerade. Ein Kind und doch eben schon ganz Mensch, der wie jeder Mensch genau alle diese Eigenschaften verdient und braucht, damit er dann, wenn er irgendwann nicht mehr Kind ist, sie weitergeben kann.
- Den Eltern.
- Den eigenen Kindern.
- Den Nachbarn und Freunden.
- Der Verkäuferin im Supermarkt oder der netten Frau, die dir ihren Einkaufswagenchip schenkt, weil du nicht das passende Kleingeld hast.
- Dem Obdachlosen, dem du deine leeren Dosen und Flaschen ganz bewusst hinstellst und sie nicht in den Getränkeautomaten wirfst.
Von allen unseren Fragewörtern fragt nur das Wie? nach Gefühlen.
- Nach unseren.
- Nicht nach Orten, Zeiten, Fakten, logischen Begründungen.
Es fragt nach
- dem,was unserem Inneren entspringt.
- auf welche Art und Weise wir handeln.
- was uns an Begegnungen mit anderen berührt. Oder mit der Natur. Mit der Kunst. Den Tieren.
Oder mit uns selbst.
Nur das Wie? fragt danach, was uns als Mensch ausmacht.
Und nur in der Beantwortung des Wie? können wir den anderen und uns selbst wirklich erkennen.
© 2020 Manuela Schreiber
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